Vielleicht denken wirklich einige Lehrkräfte so, bei Schülern und Schülerinnen (und deren Eltern) sind Diktate auf jeden Fall äußerst unbeliebt und auch in Fachkreisen sind sie verpönt. Deshalb ist es in den meisten Bundesländern so, dass Diktate nur noch in Kombination mit anderen Aufgaben Teil einer Klassenarbeit sein dürfen. Wenn Diktate so in der Kritik stehen, stellt sich Frage, warum sie immer noch geschrieben werden.
In diesem Text liest du, in welchen (schulischen) Situationen Diktate heute noch eine Rolle spielen. Außerdem erfährst du mehr darüber, warum Diktate schwierig sind und auch von Fachpersonen abgelehnt werden.
1. Warum werden immer noch Diktate geschrieben?
In der Schule werden nach wie vor fleißig Diktate geschrieben: als Tests oder eben als Bestandteile von Klassenarbeiten.
Es gibt aber auch andere Situationen, in denen diktiert wird. Meine Tochter (10. Klasse im Gymnasium) musste beispielsweise in der ersten Stunde nach den Sommerferien ein Diktat schreiben, damit die neue Deutschlehrerin sich ein Bild von den Rechtschreib-Kenntnissen der Klasse machen konnte. Für die Deutschlehrerin ist das Diktat damit ein Diagnose-Instrument. Und genau für diesen Zweck – Überprüfung des aktuellen Lernstands – werden Diktate gerne verwendet.
Übrigens kann das Diktat auch nach der Schulzeit für viele junge Menschen eine wichtige Rolle spielen. Denn immer noch ist es in manchen Berufen Bestandteil des Bewerbungsverfahrens um einen Ausbildungsplatz. Bekannt (oder sollte ich vielleicht eher schreiben: berüchtigt) sind die Deutschtests der Polizei, bei denen das Diktat einen zentralen Stellenwert einnimmt und bei dem viele Interessenten durchfallen.
2. Kritik an Diktaten
- Diktate sind ganz schön anspruchsvoll, weil die Kinder sofort beim Hören mitschreiben müssen. Ihnen bleibt keine Zeit zu überlegen, wie ein Wort geschrieben wird. Verbessert ein Kind doch sofort einen Fehler, kann das dazu führen, dass es unter Zeitdruck gerät und unter Umständen den Anschluss verliert. Großer Stress ist damit vorprogrammiert!
- Ganz wichtig für das Diktat ist es, dass die Stimme der Lehrkraft gut zu hören ist und es keine störenden Nebengeräusche gibt. Das ist nicht immer der Fall. Dadurch wird das Mitschreiben sehr schwierig.
- Auch diktiert nicht jede Lehrperson so, dass die Kinder gut mitkommen. Manche Lehrer und Lehrerinnen sind zu schnell.
Andere wiederholen Teilsätze so oft, dass es zu Missverständnissen kommt und die Schüler*innen den selben Teilsatz mehrmals aufschreiben. Wieder andere diktieren unlogische Wortfolgen. - Manchmal sprechen Lehrkräfte in Diktaten auch überdeutlich, was zu Falschschreibungen führen kann. Ich erinnere mich noch gut an ein Französisch-Diktat aus meiner Schulzeit, in dem der Lehrer so übertrieben „französisch“ artikuliert hat, dass die gesamte Klasse das Wort „ping-pong“ fälschlicherweise mit <e> am Ende geschrieben hat.
- Diktate und auch das Lernen dafür haben in der Regel keinen Lerneffekt. Es geht hierbei ausschließlich darum, das diktierte Wort korrekt zu schreiben. Das Wissen, WARUM ein Wort auf eine bestimmte Weise geschrieben wird, spielt dagegen in dieser Textform keine Rolle.
- Negativ an Diktaten zur Leistungsüberprüfung ist auch, dass alles als Fehler zählt, was falsch geschrieben ist. Sinnvoller wäre es, wenn mit einem Diktat das aktuelle Rechtschreibthema abgefragt wird und auch nur das gewertet wird.
Solange Diktate noch eine wichtige Rolle in der Schule spielen, ist es wichtig, mit Kindern dafür zu üben. Wie du dein Kind effektiv und mit Spaß auf Diktate vorbereiten kannst, kannst du übrigens in diesem Artikel lesen:
Hier kommst du direkt zum Text: Diktate sinnvoll üben
Neben Tipps zur Vorbereitung wie Lernwörter üben, Eigenkorrektur und Vermeiden typischer Stolpersteine beim Diktat lernst du hier abwechslungsreiche alternative Übungen zum klassischen Diktat kennen.