
Spätestens in der 3. Klasse beschäftigen sich Kinder im Deutschunterricht mit den Wortarten.
Wenn es darum geht, die verschiedenen Funktionen zu unterscheiden, die lateinischen Fachbegriffe zu können und kompliziertere Formen zu bestimmen, ist das für viele Kinder herausfordernd.
Mit diesem Artikel möchte ich dir helfen, den Überblick im Wortarten-Dschungel zu bewahren (oder zu bekommen), so dass du deinem Kind bei diesem Thema eine hilfreiche Unterstützung sein kannst.
Darum geht es hier:
Was ist überhaupt eine Wortart?
Eine Wortart ist eine grammatische Kategorie und gibt darüber Auskunft, welche Eigenschaft und Funktion ein Wort innerhalb eines Satzes hat. Die deutschen Begriffe für die Wortarten erklären ganz gut, was ihre Aufgaben oder Eigenschaften sind.
Im Deutschen haben wir insgesamt 10 Wortarten. Teilweise können sie ihre Form verändern. So ändern sich beispielsweise Nomen oder Verben, wenn es um mehrere Personen geht. Andere Wortarten hingegen sind unveränderlich.
Die 10 Wortarten im Deutschen
Fachbegriff 4847_8ea6f6-5a> |
Deutsche Entsprechung 4847_fca074-17> |
Beispiel 4847_6a8cce-46> |
veränderbar/nicht veränderbar 4847_fd27fc-91> |
Nomen |
Namenwort 4847_72d428-e6> |
der Wald, die Blume, das Blatt 4847_8e5383-47> |
veränderbar 4847_64448b-c4> |
Verb 4847_fbe712-31> |
Tu(n)wort |
spielen, haben, sehen 4847_fc6199-bc> |
veränderbar 4847_e8096a-67> |
Adjektiv 4847_07fcd3-92> |
Wie-Wort 4847_ca0afc-4b> |
schön, klein, schnell 4847_349051-3e> |
veränderbar 4847_d92633-90> |
Artikel 4847_29d5e1-3f> |
Begleiter 4847_561109-a8> |
der, die, das |
veränderbar 4847_3cf0ae-9e> |
Pronomen 4847_af4f9c-7d> |
Fürwort 4847_ebe735-ea> |
ich, mein, wir 4847_8deeaf-60> |
veränderbar 4847_a69ab8-0a> |
Präposition 4847_3cfa9a-ec> |
Verhältniswort 4847_601954-69> |
an, zwischen, bei, in 4847_c45a6b-de> |
unveränderbar 4847_6ed184-81> |
Konjunktion 4847_99393c-5d> |
Bindewort 4847_7e0bab-52> |
und, oder 4847_c1d906-ac> |
unveränderbar 4847_821ef5-1d> |
Interjektion 4847_7854d8-ff> |
Ausruf 4847_aedf95-88> |
oh, aua 4847_9d4b3a-a5> |
unveränderbar 4847_675277-56> |
Numerale 4847_879ad1-42> |
Zahlwort 4847_478d79-42> |
eins, drittens 4847_faf292-7f> |
meistens unveränderbar 4847_2ed3a0-0b> |
Adverb 4847_e9cdf1-4d> |
Umstandswort 4847_486c5b-4c> |
dort, hier, sehr 4847_a90ec6-fd> |
unveränderbar 4847_37df47-e0> |
Welche Wortarten sind bis Klasse 6 wichtig?
Bis Klasse 6 spielen vor allem Nomen, Verben, Artikel, Adjektive, Pronomen und Präpositionen eine Rolle. Deshalb gehe ich in diesem Artikel auch nur auf diese Wortarten ein.
Wann ein Kind welche Wortart im Deutschunterricht lernt, hängt vom jeweiligen Bundesland, von der Schulform, der Klassenstufe, der Schule und der Lehrkraft ab.
Was ist typisch für die Wortarten?
In diesem Kapitel kannst du nachlesen, was typisch für die verschiedenen Wortarten ist. Kleine Warnung: Es kommen sehr viele Fachbegriffe vor. Lies am besten nur die Abschnitte, die aktuell wichtig und interessant sind.
1. Das Nomen
Nomen bezeichnen Gegenstände, Lebewesen, aber auch Abstraktes wie Emotionen, Vorstellungen oder Zustände.
Ein Nomen verfügt über ein grammatisches Geschlecht, den Genus. Es kann zum Maskulinum (männlich) gehören, Neutrum (sächlich) sein oder im Femininum (weiblich) stehen.
Das grammatische Geschlecht ändert ein Nomen nicht. Allerdings kann es sich in Hinsicht auf die Anzahl (Numerus) verändern und im Singular (Einzahl) oder Plural (Mehrzahl) stehen.
Auch der Kasus (der Fall), in dem das Nomen steht, kann verändert werden. Es gibt insgesamt vier Kasus. Um sie zu unterscheiden hat dein Kind sicherlich die passenden Fragen gelernt, die ich dir hier noch einmal aufschreibe:
- Nominativ (1. Fall) – antwortet auf die Frage: „Wer oder was?“
- Genitiv (2. Fall) – „Wessen?“
- Dativ (3. Fall) -„Wem?“
- Akkusativ (4. Fall) – „Wen oder was?“
2. Das Verb
Das Verb (Tätigkeitswort) gibt an, was eine Person oder Sache macht oder wie sie ist.
Verben können ganz unterschiedliche Formen annehmen. Im Wörterbuch finden wir Verben in ihrer Grundform (im Infinitiv).
Es gibt 6 verschiedene Verbformen, die sich nach der Person richten, von der die Rede ist: ich denke, du denkst, er/sie/es denkt, wir denken, ihr denkt, sie denken.
Je nachdem, wann die Tätigkeit stattfindet, wird das passende Tempus (die Zeitform) gewählt. Im Deutschen gibt es insgesamt 6 Tempus-Formen:
- Präsens (Gegenwart): Ich singe
- Präteritum (einfache Vergangenheit); typische Form für Märchen, Geschichten usw.: Ich sang
- Perfekt (Vergangenheit); Form von sein oder haben und Partizip II (geredet, gelacht,…): Ich habe gesungen
- Plusquamperfekt (vollendete Vergangenheit), wird für Aktionen verwendet, die vor der eigentlichen Handlung stattfanden. Form von sein oder haben im Präteritum (ich war oder ich hatte) und Partizip II: Ich hatte gesungen
- Futur I (Zukunft); Form von werden und Infinitiv: Ich werde singen
- Futur II (vollendete Zukunft); Form von werden und Partizip II und haben/sein: Ich werde gesungen haben
3. Artikel
Mehr über Artikel erfährst du im folgenden Abschnitt.
4. Das Adjektiv
Das Adjektiv (Wiewort) beschreibt, wie etwas oder eine Sache ist. Wenn es vor einem Nomen steht, wird es verändert. Steht es hingegen am Satzende und ergänzt ein Verb, wird es nicht verändert. Beispiel: Die großen Hunde. Aber: Die Hunde sind groß.
Adjektive können gesteigert werden:
- Positiv (Grundform): schön
- Komparativ (Vergleichsform): schöner (als)
- Superlativ (2. Steigerungsform): am schönsten
5. Das Pronomen
Das Pronomen (Fürwort) ersetzt oder ergänzt ein Nomen.
Es gibt unterschiedliche Gruppen von Pronomen, die sich nach ihrer Funktion unterscheiden:
- Personalpronomen (Persönliches Fürwort): ich, du, er/sie/es, wir, ihr, sie
- Possessivpronomen (besitzanzeigendes Fürwort); antwortet auf die Frage: wessen?: mein, deine, sein,…
- Relativpronomen (leitet einen Relativsatz ein; kann durch jenes, welches ersetzt werden): der, die, das, …
- Reflexivpronomen (rückbezügliches Fürwort); bezieht sich auf Subjekt des Satzes und beschreibt dieses näher; sich, mich, dich, dir,…
- Demonstrativpronomen (hinweisendes Fürwort): dieses, jene, …
- Interrogativpronomen (Frage-Fürwort): wer, was, welch(e, er, es)
6. Die Präposition
Die Präposition (Verhältniswort) setzt Wörter zueinander in Beziehung (z.B. räumlich, zeitlich,…).
Präpositionen lösen den Kasus (Fall) aus, in dem das betreffende Nomen steht.
Manche Präpositionen (Wechselpräpositionen) können Dativ oder Akkusativ auslösen. Welcher Kasus verwendet werden muss, kann mit den Fragen
- woher? -> Dativ; Die Katze ist im Haus
- wohin? -> Akkusativ; Die Katze geht ins Haus
ermittelt werden.
Was hilft beim Bestimmen der Wortarten?
Am sinnvollsten ist es, wenn sich dein Kind beim Bestimmen der Wortarten an folgenden Schritten orientiert:
1. Einfache Bestimmung des Nomens
Das Nomen ist die einzige Wortart, die großgeschrieben wird.
Aber Achtung: Auch Satzanfänge werden großgeschrieben und Pronomen, wenn in einem Brief oder einem anderen Schriftstück gesiezt wird.
Unsicher, ob es sich um ein Nomen handelt? Dann lass dein Kind die Artikelprobe anwenden. Wenn man vor ein Wort einen Artikel (der, die, das) setzen kann, handelt es sich um ein Nomen.
2. Verben bestimmen
Um ein Verb zu finden, kann dein Kind die Frage stellen: „Was tut/macht die Person/Sache in dem Satz?“
Verben werden immer kleingeschrieben .1
3. Artikel finden
Die Artikel sind so einfach, dass dein Kind sie vermutlich bereits beherrscht. Falls nicht, kann es sie leicht auswendig lernen. Artikel lassen sich in einem Satz leicht finden, da sie immer in Zusammenhang mit einem Nomen stehen. Gelegentlich werden weitere Worte zwischen Artikel und Nomen geschoben, z.B. in dem Satz „die schöne (eingeschobenes Adjektiv) Dekoration“.
Neben den bestimmen Artikeln (der, die, das, …) gibt es auch unbestimmte Artikel (ein, eine, ein,…). Unbestimmte Artikel gibt es nicht im Plural.
Artikel werden immer kleingeschrieben.
4. Adjektive ermitteln
Um Adjektive zu finden, kann dein Kind fragen: „Wie ist…?“
Adjektive werden kleingeschrieben. 2
5. Pronomen finden
Pronomen kann dein Kind durch ein Nomen ersetzen.
Pronomen werden immer kleingeschrieben. 3
6. Präposition
Präpositionen drücken ein Verhältnis aus und stehen oft bei Nomen oder Pronomen. Präpositionen werden kleingeschrieben.
Wie lernt dein Kind die Wortarten am besten?
In meinen Augen gibt es rund um das Thema Wortarten zwei Hürden:
- Dein Kind muss die Wortarten in einem Text bestimmen können.
Um das zu trainieren übt dein Kind am besten immer wieder. Zuerst kann es die oben vorgestellten Schritte machen. Wenn es sicherer ist, kann es in einem Satz auch Wort für Wort vorgehen. - Die lateinischen Fachbegriffe zu können, ist für viele Kinder richtig herausfordernd.
Für meine Lernkinder habe ich deshalb Lernkarten entwickelt, die du über Eduki erhalten kannst.
Du kannst sie ausdrucken, ausschneiden und dann auf unterschiedliche Weise mit deinem Kind üben.
a. Ihr fertigt Lernkarten mit zwei Seiten an: Auf einer ist der lateinische Fachbegriff, auf der anderen die Definition mit Beispielworten. Du fragst dein Kind nach den lateinischen Fachbegriffen.
b. Oder du sagst die Fachbegriffe und dein Kind nennt Beispielwörter dafür.
c. Ihr könnt auch alle Karten auseinanderschneiden und dein Kind findet Fachbegriff und Definition.
d. Besonders schwierige Fachbegriffe kannst du deinem Kind diktieren oder ihr hängt sie an eine Stelle, die dein Kind oft im Vorbeilaufen sieht.
Auf meinem Eduki-Account findest du die Lernkarten Grammatik.
38 Lernkarten helfen deinem Kind dabei, die schwierigen Fachbegriffe zu lernen und anwenden zu können.
Hier kommst du zu meinem Eduki-Account.
Viel Spaß und Erfolg beim Ausprobieren!
- Ausnahmen sind Nominalisierungen: Indem vor die Grundform/den Infinitiv der Artikel „das“ gesetzt wird, kann das Verb zum Nomen werden. Das ist aber in der Regel erst Stoff ab Klasse 7 ↩︎
- Genau wie Verben können auch Adjektive durch das Voranstellen eines Artikels nominalisiert werden. Sie verändern dabei ihre Endung und werden großgeschrieben. ↩︎
- In Briefen und anderen Schriftstücken werden die höflichen Siez-Formen großgeschrieben. ↩︎