Lernabenteuer jenseits des Klassenzimmers: Was ich außerhalb der Schule gelernt habe

Was ich außerhalb der Schule gelernt habe

Sabine Landua fragt in ihrer Blogparade nach Lernabenteuer(n) jenseits des Klassenzimmers: Was ich außerhalb der Schule gelernt habe. Ich behaupte ja, dass ich das meiste außerhalb der Schule gelernt habe. Immer noch kommt jeden Tag Neues dazu – lebenslanges Lernen halt.

Interessant finde ich, WARUM ich manches gelernt habe, was also die Motivation fürs Lernen war. Auch hier gibt es ganz viele unterschiedliche Gründe, die mich zur intensiven Beschäftigung mit einer Sache geführt haben.

Ich habe mir 4 Lern-Motive herausgepickt und erzähle dir in diesem Text, was ich durch sie gelernt habe.

1. Lernen aus Erfahrung

Aus Erfahrungen kann man prima lernen. Was nicht so schön ist: Oft ist die lehrreiche Erfahrung so unangenehm, dass man auf eine Wiederholung verzichtet. Ein sehr bekannter Klassiker aus diesem Bereich ist das kleine Kind, das durch Berühren der Herdplatte schmerzhaft erfährt, dass diese heiß ist. Wahrscheinlich hat fast jede*r diese Erfahrung gemacht.

Bei mir hatte das Lernen aus Erfahrungen noch einmal eine große Zeit, als ich mit 37 das erste Mal in ein Haus mit Garten zog. Ich hatte zuvor nur in Mietwohnungen gewohnt und wusste daher einiges nicht, was man als Hausbewohner*in zu tun hat. Heute lache ich über meine damaligen Learnings, aber in der jeweiligen Situation fand ich es überhaupt nicht lustig.

a. Absolut müllig

Nach dem Umzug war unsere Mülltonne proppenvoll. Zwei windeltragende Kleinkinder sorgten unermüdlich für Müll-Nachschub. Wie gut, dass die Müllabfuhr kam und alles mitnehmen würde!

Dooferweise wusste ich nicht, dass ich als Hausbewohnerin die Mülltonne an den Straßenrand hätte stellen müssen. Und so wurde unsere Tonne nicht geleert. Ich hätte heulen können. Was sollte ich mit unserem Müll bis zur nächsten Leerung eine Woche später nur machen? Die Rettung kam in Form von speziellen Tüten, die ich bei der Stadt kaufen musste, um unseren Müll darin zu lagern.

b. Das Prinzip der Staude

Kurz nach unserem Einzug hatte ich ohne große Ahnung aber mit viel Begeisterung verschiedene Stauden in unser Gärtchen gesetzt. Die Schnecken feierten das sehr und kümmerten sich intensivst um die Pflanzen, so dass von meiner Blumenpracht bald nichts mehr übrig war.

Ich kaufte eine zweite Fuhre Pflanzen und war sehr überrascht, als sich im nächsten Jahr die abgefutterten Stauden wieder blicken ließen und sich mit den neueren Pflanzen um den Platz im Beet stritten.

Das Prinzip der Staude habe ich inzwischen zwar verstanden, trotzdem kommt es im Beet immer wieder zu Drängelei, weil ich zu viel pflanze oder aber nicht weiß, ob ein Pflänzchen gewollt oder ein „Unkraut“ ist und es stehen lasse.

Im Gegensatz zum schmerzhaften Lernen aus Erfahrung ist das nächste Lernmotiv wunderschön.

2. Lernen aus Begeisterung

Als Kind und Jugendliche war ich sehr an Musik interessiert. Ich träumte davon, Klavierspielen zu lernen. Da wir in der Familie aber kein Instrument hatten, kam das nicht in Frage und ich lernte Geige. Von der 5. bis zur 13. Klasse schrabbelte ich auf dem Instrument herum. Nicht, weil ich es so mochte, sondern weil ich gerne im Orchester war und ich das Bild von mir als geigespielendes Mädchen so gut fand.

Einige Zeit nach meinem Start mit dem Geigenunterricht fand ich meine Instrumenten-Liebe: die Oboe. Ich war verzaubert vom Klang des Instruments. Jedes Mal, wenn ich ein Orchester sah und hörte, hatte ich nur Augen und Ohren für die Oboe. Im Radioprogramm suchte ich, ob ich Oboenkonzerte fand und nahm sie auf Kassette auf, um sie immer wieder hören zu können.

Gerne hätte ich von Geige auf Oboe gewechselt. Aber damals hieß es an der Musikschule, dass ich dafür zu klein und zu jung sei. Ob das so stimmte? Ich weiß es nicht!

a. Mein Traum wird wahr

Die Begeisterung für die Oboe blieb und mit 16 Jahren hatte ich meine Eltern so weit, dass ich Unterricht nehmen durfte. (Groß und alt genug war ich laut Musikschule inzwischen auch.) Das Instrument kaufte ich von meinem Ersparten.

Das Geigeüben die Jahre zuvor war langweilig und öde gewesen und war für mich eine lästige Pflicht gewesen. Die Hausaufgaben für den Oboenunterricht zu erledigen, machte hingegen Spaß und ich merkte gar nicht, dass ich übte.

Für mich war schon das Öffnen des Köfferchens, in dem die Oboe lag, ein besonderer Augenblick. Das Zusammenstecken der Instrumententeile mochte ich. Auch das Herumschrauben an die vielen kleinen silbernen Schräuchen mit einem Mini-Schraubenzieher fand ich spannend! Und dann natürlich diese tollen, klaren Töne, die ich spielen konnte – ich war begeistert!

b. Mein Ansatz geht flöten

Obwohl ich die Oboe so mochte und mir das Spielen viel Spaß machte, verblasste nach gut drei Jahren meine Leidenschaft. Ich begann mit dem Studium und hatte nicht mehr ausreichend Zeit und Muße zum regelmäßigen Üben. Bei einem Blasinstrument ist aber gerade das extrem wichtig, da sonst der Ansatz schnell flöten geht. Stimmt der Ansatz nicht mehr, macht das Spielen keinen Spaß mehr.

3. Lernen als Rettungsanker

Nach meinem heftigen Hörsturz Ende 2018 konnte ich kaum noch Geräusche ertragen. Das machte es mir unmöglich, in meinem Beruf als Lehrerin zu arbeiten und auch privat war ich sehr eingeschränkt, weil mir alles zu laut war – Autofahren, Papierzusammenknüllen, Gespräche, Geschirrgeklapper und und und.

In dieser haltlosen Zeit wurde mir das Lernen zum Anker. Damals brachte ich mir mit Youtube-Videos und Try-and-Error das Stricken bei. Es tat mir gut, etwas Sichtbares herzustellen. Die Arbeit mit meinen Händen beruhigte mich außerdem sehr.

Zunächst produzierte ich nur formlose Pullis, die ich nur zum Rumgammeln anziehen konnte. Aber nach und nach wurde ich besser. Ich strickte Muster, Zöpfe, Farbwechsel und wenn etwas nicht gefiel oder seltsam aussah, ribbelte ich wieder auf. Ich ribbelte damals sehr viel, eigentlich mehr als ich strickte.

Irgendwann war ich so weit, dass ich Strickanleitungen anpassen konnte und dann Teile arbeitete, die ich sogar tragen konnte.

Obwohl mir das Stricken gut gefiel, verschwand diese Beschäftigung nach einer Zeit wieder aus meinem Freizeitprogramm. Ich bekam Schulterprobleme und das Stricken wurde schmerzhaft. Außerdem fand ich eine Sache, die mich sehr in Beschlag nahm – der Schritt in die Selbstständigkeit.

4. Lernen als Notwendigkeit

Seitdem ich beschlossen habe, mich als LRS-Trainerin und Lerncoach selbstständig zu machen, habe ich sozusagen ein Dauer-Abo im „Neue Sachen lernen“.

Ich finde es spannend, in viele neue Bereiche Einblicke zu bekommen. Manches fällt mir leichter und macht Spaß, wie beispielsweise das Bloggen. Andere Themen, in die ich mich einarbeiten musste, sind mir fremd und unangenehmer, wie alles rund um Buchhaltung.

Aber im Großen und Ganzen mag ich das Lernen sehr, auch im Business-Kontext. Ich muss mich oft sogar bremsen, um mich nicht wieder in ein neues Lernabenteuer zu stürzen und mir in Ruhe die Frage stellen, ob ich den einen Kurs oder den anderen Workshop jetzt gerade wirklich unbedingt besuchen muss.


Vielleicht hast du ja aus ähnlichen Motiven etwas gelernt? Wenn ja, dann freue ich mich, wenn du mir mehr dazu in den Kommentaren erzählst.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es mit mir und dem Lernen weitergeht. Ganz sicher kommen neue Lern-Motive dazu, denn alleine das Älterwerden bietet ein riesiges Feld an neuen Lernerfahrungen.

1 Kommentar zu „Lernabenteuer jenseits des Klassenzimmers: Was ich außerhalb der Schule gelernt habe“

  1. Liebe Ilka,

    vielen Dank für deinen Beitrag zu meiner Blogparade „Lernabenteuer jenseits des Klassenzimmers“ und den Einblick in deine Learnings. Toll finde ich deine Idee, diese verschiedenen Motiven zuzuordnen. Natürlich bietet das „Lernen aus Begeisterung“ die schönstem Lernabenteuer, aber die anderen Motive sind für uns ebenso wichtig. Die Fähigkeit, aus der Notwendigkeit heraus eine neue Lernchance zu sehen ist eine wichtige Grundeinstellung für unsere Entwicklung. So bringen all unsere Lernabenteuer uns weiter. Vielen Dank für diesen Einblick!

    Liebe Grüße
    Sabine

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