Besser schreiben mit Rechtschreibstrategien

Besser schreiben mit Rechtschreibstrategien

Wusstest du, dass es im Deutschen mehr als 300.000 Wörter und Wortformen gibt? Die Schreibweise all dieser Formen auswendig lernen zu wollen, ist kaum möglich. Das ist oft auch gar nicht notwendig, denn in vielen Fällen hilft es, auf Rechtschreibregeln zurückzugreifen.

Aber auch davon gibt es über 100 und die alle sicher beherrschen und anwenden zu können, ist äußerst herausfordernd. Aber keine Panik, es gibt einen einfacheren Zugang zum richtigen Schreiben:

Eine gute Handvoll Rechtschreibstrategien reichen, um die Schreibweise vieler Wörter zu ermitteln.

1. Rechtschreibstrategien

Ganz auf Rechtschreibregeln kannst du zwar nicht verzichten, denn Rechtschreibstrategien ersetzen diese nicht. Sie geben vielmehr Hinweise, wie wir die Regeln anwenden können.

Aber die Anzahl der notwendigen Rechtschreibregeln schmilzt zusammen, wenn du Rechtschreibstrategien verwendest. Außerdem gehst du so viel aktiver mit der Sprache um. Und das wiederum führt dazu, dass du dir alles viel besser einprägen kannst.

2. Rechtschreibstrategien im Deutschunterricht

Wenn du Kinder im Grundschulalter hast, kennst du vermutlich Rechtschreibstrategien. Sie sind inzwischen an vielen Schulen fester Bestandteil des Rechtschreibunterrichts. Was neben ihrer überschaubaren Anzahl für Rechtschreibstrategien spricht: Die Schüler und Schülerinnen können sie beim Schreiben UND beim Überprüfen eigener Texte verwenden.

3. FRESCH

Strategien für richtiges Schreiben benutzen wir alle mehr oder weniger unbewusst. Und sei es, dass wir entscheiden, ein Wort nachzuschauen.

Was allerdings eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist: Feste Rechtschreibstrategien zu formulieren und im Deutschunterricht zu vermitteln. Populär wurden die Rechtschreib-Strategien durch das FRESCH-Konzept.

FRESCH steht für „Freiburger Rechtschreibschule“. In den 1980iger Jahren entwickelte Heide Buschmann diesen Ansatz, der später von Bettina Rinderle und Günter Renk fortgeführt wurde. Ursprünglich war ihr Konzept für Kinder mit LRS gedacht. Weil es so erfolgreich war, was auch in mehreren Studien wissenschaftlich belegt wurde, kam es nach und nach an immer mehr Grundschulen im ganz normalen Unterricht zum Einsatz.

Ganz typisch für das FRESCH-Konzept sind die Symbole, die Sprache optisch erlebbar macht.

Eine Grundvoraussetzung für die Arbeit mit den FRESCH-Strategien ist eine deutliche und langsame Aussprache.

a. Die 4 FRESCH-Strategien

Sprechschwingen:

Hierbei sprichst du die Wörter in Silben und kannst hören, welche Laute in einem Wort vorkommen, die du dann in Buchstaben „übersetzen“ musst. Gerade bei längeren Wörtern wie beispielsweise E-le-fant hilft das Sprechschwingen dabei, alle Laute bewusst zu hören.

Zusätzlich zum Sprechen kannst du die Silben in Bewegung umsetzen, pro Silbe einen Schritt zur Seite gehen, mit einem Arm schwingen oder die Silbe klatschen.

Verlängern:

Wenn ein g, b oder d am Wortende steht, hört es sich an wie k, p oder t. Aber welchen Buchstaben muss man nun schreiben? Um das zu entscheiden, kannst du das Wort verlängern und die Mehrzahl bilden. Auf diese Weise wird klar, wie der letzte Buchstabe geschrieben werden muss.

Beispiel: Hel (d/t?) verlängerst du zu Helden. Dabei hörst du das d. Das d wird auch in der Einzahl-Form verwendet, das Wort wird also Held geschrieben.

Ableiten:

Wird ein Wort in der Mitte mit ä oder e, mit äu oder eu geschrieben? Bei dieser Frage hilft die Ableitung. Damit ist gemeint, dass du ein verwandtes Wort suchst, dass dir einen Hinweis darauf gibt, welche Schreibweise richtig ist.

Beispiel: Bei dem Wort H(äu/eu?)ser wählst du Haus. Da du diese Form mit au schreibst, musst du auch die Mehrzahl-Form mit äu schreiben.

Merken:

Alle Wörter, die du NICHT über die übrigen Strategien erschließen kannst, fallen unter die Merkwörter. Die Merkwörter musst du auswendig lernen.

b. Die Vorteile der FRESCH-Strategien

Positiv an der FRESCH-Methode ist die überschaubare Zahl an Strategien, mit denen sich Kinder die Schreibweise vieler Wörter erklären können. Vielen Mädchen und Jungen hilft beim strategiegeleiteten Rechtschreiben der Einsatz der Symbole und die Kombination der Strategien mit Bewegung, vor allem beim Schwingen. Durch diesen Ansatz, der mehrere Sinneskanäle anspricht, wird die Verwendung der Rechtschreibung griffiger als durch stures Auswendiglernen und Anwenden der Rechtschreibregeln.

c. Kritik an FRESCH

Die aus der FRESCH-Methode stammenden Rechtschreib-Strategien sind hilfreich, decken allerdings nicht den Bereich ab, in dem Schüler und Schülerinnen die meisten Fehler machen:

  • die Groß- und Kleinschreibung
  • Auch die Schreibung von Doppelkonsonanten lässt sich mit diesem Ansatz nicht fachlich korrekt beschreiben. FRESCH-Anhänger verweisen auf das Sprechschwingen, bei dem die zwei Konsonanten angeblich zu hören sind. Um das zu erreichen, muss allerdings auf unnatürliche Weise gesprochen werden. „Was-ser“ wird niemand im Normalfall sagen. Deshalb sehe ich diesen Ansatz kritisch.

    Wie viele Wörter besteht „Wasser“ aus zwei Silben. Streng genommen lässt sich der Doppelkonsonant, das „ss“, nicht der ersten oder zweiten Silbe zuordnen, also auch nicht trennen und getrennt aussprechen. Er bildet ein sogenanntes Silbengelenk, das zwischen erster und zweiter Silbe hängt. Auch tz (Katze) und ck (Brücke) gehören zu den Silbengelenken.

4. Sinnvolle Ergänzungen der FRESCH-Strategien

Wenn du dir moderne Grundschullehrwerke für das Fach Deutsch anschaust, findest du bei fast allen Ergänzungen zu den ursprünglichen vier FRESCH-Rechtschreib-Strategien.

Ich halte folgende Strategien als Ergänzung für sinnvoll, die sich weitgehend an dem ZEBRA-Lehrwerk aus dem Klett-Verlag orientieren:

Groß- und Kleinschreibung:

Die meisten Wörter im Satz werden kleingeschrieben. Nomen und Satzanfänge bilden die Ausnahme.

Hierzu kannst du überlegen, ob das Wort ein Lebewesen, Ding, Gefühl oder Gedanke beschreibt. Oder du versuchst, einen bestimmten Artikel („der“, „die“, „das“) vor das Wort zu setzen (Artikelprobe). Kannst du das Wort in Mehrzahl bilden? Dann handelt es sich ebenfalls um ein Nomen. Steht das Wort am Satzanfang, wird es unabhängig von der Wortart großgeschrieben.

Die Vokallänge der ersten Silbe:

Wenn du weißt, ob der Vokal in der ersten Silbe kurz oder lang ist, dann kannst du die Regeln zum Doppelkonsonanten, zur s-Schreibung, zum silbentrennenden h und zur i-Schreibung anwenden.

Wortbausteine:

Wortbausteine ermöglichen es dir, Wörter zusammenzusetzen oder zu verändern.

Dazu musst du die verschiedenen Wortbausteine und ihre Funktion wie Vor- und Endsilben (z.B. ent-, ver- be-; -ig, lich, -ung, -heit, …), Endungen (er geht, die Pflaumen) und Wortstämme (fahr-) kennen.

5. Warum ich ein Fan von Rechtschreibstrategien bin

Ich bin ein Fan von Rechtschreibstrategien und das hat direkt mehrere Gründe:

  • Die Anzahl der Rechtschreibregeln, die du kennen musst, reduziert sich drastisch bei der Verwendung von Rechtschreibstrategien.
  • Sie ermöglichen einen Zugang zur Rechtschreibung über mehrere Sinne.
  • Außerdem helfen sie beim Schreiben und bei der Überarbeitung von Texten.
  • Sie fördern eine aktive Beschäftigung mit Sprache. Dadurch bleibt das Gelernte besser im Gedächtnis als wenn Regeln stur gepaukt werden.

Wie sieht es aus: Hast du schon Erfahrungen mit Rechtschreibstrategien gemacht? Siehst du sie auch als hilfreich an oder empfindest du sie als verwirrend oder sinnlos?

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