Mein Leben in Ortsschildern

Ich bin ganz schön oft umgezogen. Komm mit in die verschiedenen Orte, in denen ich bisher gelebt habe und lass dir erzählen, was ich dort gemacht habe und was mir besonders gut gefallen hat.

An manchen Orten fühlte ich mich sauwohl, an anderen blieb ich immer etwas fremd. Nette Leute habe ich überall kennengelernt. Manche waren nur für kurze Zeit meine Weggefährten, mit anderen stehe ich immer noch in Verbindung.

Auf geht´s mit der 1. Station: Haan

Ilka Kind hält ein Ortsschild. Auf dem Schild steht der Ortsname Haan.

Meine Kindheit und Jugend habe ich in Haan im Rheinland verbracht. Als Kind fand ich es dort super: Alle Wege konnte ich zu Fuß oder mit dem Fahrrad machen und jeder kannte jeden. Als ich älter wurde, fand ich gerade das nicht mehr so toll und sehnte mich nach dem Leben in einer Großstadt.

Was ich an meinem Heimatort oder eher an seinen Bewohnern nach wie vor mag:

💖 Die Rheinische Mentalität
💖 Den Rheinischen Singsang

Zum Studium zog ich in die Stadt von Urmel und den Fuggern.

Station 2: Augsburg

Ilka Kind hält ein Ortsschild. Auf dem Schild steht der Ortsname Augsburg

Zum Studium wollte ich gerne nach Süddeutschland. Ich schaute mir verschiedene Unistädte an und landete schließlich in Augsburg. Das passierte eher per Zufall.

Während meiner Uni-Erkundungstour musste ich hier umsteigen und hatte ein paar Stunden Aufenthalt. Die Stadt fand ich klasse und als ich etwas recherchierte, fand ich heraus, dass auch die Studienbedingungen dort gut waren: Es gab genügend Wohnraum für Studierende und die damals moderne Uni war nicht so überlaufen wie viele andere. Zweieinhalb Jahre blieb ich dort, dann brach ich meine Zelte wieder ab.

Was mir an Augsburg gefiel:
💖 Die Stadt und die Umgebung
💖 Die (damals zumindest) moderne Uni mit tollen Dozenten

Und wie ging es weiter? Ich zog für ein Dreivierteljahr nach Frankreich, in den Geburtsort des Fabeldichters Jean de la Fontaine.

Meine 3. Station, Château-Thierry in Frankreich:

Ilka Kind hält ein Ortsschild. Auf dem Schild steht der Ortsname Chateau-Thierry.

Um mein Französisch aufzupolieren und etwas Praxis im Unterrichten zu gewinnen, war ich für ein Schuljahr als Sprachassistentin in Frankreich. Zunächst war ich von meinem Aufenthaltsort enttäuscht – ich war wieder in einer Kleinstadt gelandet, wo nichts los war!

Nach kurzer Zeit begriff ich allerdings, dass gerade das Kleinstadtleben gut für mich war. Hier war es überhaupt nicht anonym, ich wurde oft eingeladen, zu Veranstaltungen mitgenommen, war im Sportverein und im Chor.

Ich war „la petite allemande“, die alle kannten. Fand ich gar nicht so schlecht, wobei ich mich insgeheim immer über den Zusatz „kleine Deutsche“ amüsierte, da ich größer als die meisten Französinnen war.

Außerdem konnte ich hier das erste Mal längere Zeit richtig unterrichten: An drei Schulen habe ich Deutschunterricht gegeben und das machte viel Spaß.

Toll fand ich an Château-Thierry:
💖 Das Eintauchen in das französische Leben
💖 Die Nähe zu Paris. An meinem freien Tag fuhr ich dort hin, schnupperte etwas Uni-Luft in der Sorbonne und klapperte mit einer Freundin fast alle interessanten Museen ab

Nach der Rückkehr aus Frankreich ging ich nicht wieder zurück nach Augsburg. Ich wollte nicht in Bayern als Lehrerin arbeiten (die bayerische Provinz mit ihren Dialekten machte mir Angst 😱). Anstelle dessen beendete ich mein Studium mit Haribo-Duft in der Nase in Beethovens Geburtsort…

Die 4. Station: Bonn

Ilka Kind hält ein Ortsschild. Auf dem Schild steht der Ortsname Bonn.

Nach meinen Auslandserfahrungen in Frankreich und Bayern 🤣 zog es mich wieder ins Rheinland und ich beendete in Bonn mein Studium. Die Stadt, die Menschen, die Umgebung gefielen mir sehr, die Uni nicht so. Also machte ich schnell mein Examen und absolvierte im Anschluss daran im Nachbarort Siegburg mein Referendariat.

Was mir in Bonn besonders gefiel:
💖 Die Stadt und die Umgebung
💖 Mein persönlicher Lieblingsrheinländer 👩‍❤️‍👨

So, das war aber immer noch nicht die vorläufige Endstation! Nach meinem Referendariat fand ich keine Stelle als Lehrerin in NRW, außerdem war mein Lieblingsrheinländer weggezogen. Ich zog ihm nach und landete bei Dürer und Bratwürstchen.

Station 5: Nürnberg

Ilka Kind hält ein Ortsschild. Auf dem Schild steht der Ortsname Nürnberg.

An der Uni Erlangen-Nürnberg machte ich ein medienpädagogisches Masterstudium. Außerdem arbeitete ich als Dozentin für Deutsch als Fremdsprache und Französisch an der VHS, als Online-Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk und als Lehrerin an einer Realschule. Ganz schön viele Eisen, die ich damals im Feuer hatte! Gefiel mir aber gut so.

Das waren bewegte und interessante Zeiten. Aber mit Nürnberg wurde ich nicht wirklich warm und war deshalb auch nicht böse, als es nach zwei Jahren wieder hieß: Umzugskartons packen.

Dieses Mal ging es in eine Unistadt mit Schloss. Als Schülerin hatte ich davon geträumt, dort zu leben. Ich war gespannt…

Was mir an Nürnberg gefiel:
💖 Das fränkische Essen
💖 Die vielen Einblicke in verschiedene berufliche Bereiche, die ich in meiner Nürnberger Zeit haben konnte

6. Station: Heidelberg

Ilka Kind hält ein Ortsschild. Auf dem Schild steht der Ortsname Heidelberg.

Mein „Rheinländer to go“ hatte eine Stelle in Heidelberg bekommen und ich war nachgezogen.

Als Jugendliche hatte ich davon geträumt, in Heidelberg zu leben und Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten. Der Traum war nach Jahren Wirklichkeit geworden und ich stellte fest: So richtig wohl fühlte ich mich in diesem Traum gar nicht!

Ich fand es dort hübsch, aber zum Leben eher unpraktisch. Vieles für das tägliche Leben konnte man – zumindest damals – nicht in Heidelberg bekommen. Außerdem war die Stadt oft mit Touristen überfüllt und kam mir wie eine Fassadenstadt vor.

Und auch mein Traum vom DaF-Unterrichten war zwieschneidig: Es machte viel Spaß mit den jungen Erwachsenen in meinen Kursen an der Mannheimer Uni zu arbeiten, aber leider hatte ich in dem Job keine Festanstellung.

So richtig warm wurde ich mit Heidelberg nicht, trotzdem gefiel mir:
💖 Die Umgebung, besonders die Bergstraße, der Odenwald und die Pfalz

Nach einem Jahr verließen wir die Stadt wieder. Die Firma meines Rheinländers war pleite gegangen und ich hatte in einer anderen Stadt eine Festanstellung als Lehrerin bekommen.

Der nächste Umzug führte uns in eine alte Kurstadt mit tollen Villenvierteln.

7. Station: Wiesbaden

Ilka Kind hält ein Ortsschild. Auf dem Schild steht der Ortsname Wiesbaden.

In Wiesbaden fühlte ich mich viel wohler als an meinem vorherigen Wohnort, Heidelberg. Vielleicht lag es an der Nähe zum Rhein?

Beruflich lief es gut an der neuen Schule und auch privat änderte sich einiges: Ich heiratete den „Rheinländer to go“ und bekam zwei Kinder.

Weshalb mir Wiesbaden gut gefiel:
💖 Die Stadt und die Umgebung
💖 Hier sind meine beiden Kinder geboren 👨‍👩‍👧‍👦

Mit zwei kleinen Kindern war das Leben in der Großstadt nicht mehr ideal. Also legte ich mir ein neues „Hobby“ zu: Ein Haus suchen, irgendwo zwischen Wiesbaden und Frankfurt. Nach zwei Jahren und unendlichen Besichtigungen war es so weit und wir zogen in ein kleines Dorf mit einer Besonderheit: Dem einzigen Bahai-Tempel Europas.

8. Station: Hofheim am Taunus

Ilka Kind hält ein Ortsschild. Auf dem Schild steht der Ortsname Hofheim am Taunus.

Dieses Mal lagen der alte und der neue Wohnort keine 20 Kilometer voneinander entfernt, trotzdem war es eine große Umstellung. Von der Großstadt ging es ins Dorf. Das hätte ich mir als junger Mensch niemals vorstellen können, aber mit zwei kleinen Kindern war das Landleben mit viel Natur drum herum und mit der „Zivilisation“ in Sichtweite klasse. Und hier wurde auch einer meiner Kindheitsträume wahr – ich bekam einen Hund. 🐩

In Hofheim fand ich nach einiger Zeit eine neue Stelle als Lehrerin und arbeitete ein paar Jahre sehr gerne an einer katholischen Realschule.
Weil mir immer besonders die Kinder und Jugendlichen am Herzen gelegen haben, die es mit der Schule nicht so leicht haben, bildete ich mich zur LRS-Trainerin und zum Lerncoach weiter.

Seit Anfang 2022 unterstütze ich nun als selbstständige Lerntrainerin Kinder, Jugendliche und Erwachsene dabei, richtig fit im Lesen, Schreiben und Lernen zu werden – eine tolle Arbeit ist das! 🤩

Was ich an Hofheim mag:

💖 Die Lage – viel Natur mit großen Städten in der Nähe
💖 Die Größe des Ortes


So, geschafft! Die Zeit der vielen Umzüge ist seit ein paar Jahren vorbei – ein Segen! So interessant es ist, an unterschiedlichen Orten zu leben, so anstrengend ist es auch, sich immer wieder neu einzuleben.

Es ist schön, sich mit seinem Wohnort zu verwurzeln und nicht immer den Gedanken zu haben: „Das lohnt sich nicht, das ist nur vorübergehend“.

Ob die Zeit des Umzugskistenpacken nun endgültig vorbei ist? Ich weiß es nicht. Vielleicht geht es eines Tages doch wieder Richtung Rheinland oder möglicherweise noch weiter Richtung Norden. Oder ich bleibe hier, im schönen Taunus. Ich bin und bleibe offen und gleichzeitig verwurzelt und das fühlt sich im Augenblick absolut richtig an.

Dieser Text ist zwar schon etwas älter, trotzdem nehme ich damit an der Blogparade „In diesen Städten habe ich schon mal gewohnt“ von Angelika vom Reiseblog angiestravelroutes teil. Die Blogparade läuft noch bis zum 1.9.2024 und du kannst gerne auch darüber schreiben, wo du bereits gelebt hast und deinen Text bei Angelika verlinken.

🚩Ortsschilder erstellt mit: onlinestreet.de

9 Kommentare zu „Mein Leben in Ortsschildern“

  1. Liebe Ilka,
    das ist ja eine tolle Idee für einen Artikel! Es war sehr spannend zu lesen, wo du schon überall gewohnt hast. In der Nähe von Augsburg habe ich tatsächlich auch mal gewohnt. Dort habe ich 3 Jahre als Lehrerin an einer Volksschule gearbeitet. An meinen ersten Tag kann ich mich noch sehr gut erinnern, denn ich hatte ziemliche Schwierigkeiten, mich in den Dialekt einzuhören. Zum Glück hatte ich nette Schüler, die sich bemühten, so hochdeutsch zu sprechen, wie sie nur konnten!
    Auch Wiesbaden kenne ich sehr gut, allerdings aus der Perspektive der anderen Rheinseite 😉

    Liebe Grüße
    Sabine

    1. Liebe Sabine,

      das ist ja lustig, dass du einige meiner Stationen so gut kennst. Den Dialekt im Augsburger Umland fand ich auch etwas schwierig. Übrigens hat mir ein Prof in Bonn nach meinen zwei Jahren in Bayern unterstellt zu schwäbeln. Das fand ich sehr witzig und kann mir das gar nicht vorstellen.

      Viele Grüße
      Ilka

  2. Liebe Ilka,

    was für ein toller und interessanter Beitrag zu meiner Blogparade! Dein Text könnte gar nicht besser zum Thema passen. Überrascht hat mich, dass du dich in Heidelberg nicht so wohlgefühlt hast. Aber es ist schon ein Unterschied, ob man eine Stadt als Tourist:in besucht oder dort dauerhaft wohnt. Ich kann mir vorstellen, dass einem die Touristenmassen auf die Nerven gehen können. Nach Wiesbaden muss ich jetzt endlich auch mal fahren – ich habe schon so viel Positives und Interessantes darüber gelesen, war aber noch nie dort.

    Viele Grüße
    Angelika

    1. Liebe Angelika,

      ich denke, dass es vielen Bewohner*innen von Touri-Destinationen ähnlich geht wie mir damals in Heidelberg.
      Wenn du mal nach Wiesbaden kommst, dann melde dich gerne bei mir. Vielleicht können wir uns dann ja auf einen Kaffee treffen und du erzählst mir von deinen Reisen.

      Viele Grüße
      Ilka

  3. Liebe Ilka, das war super spannend zu lesen. mir hat besonders gefallen, dass du immer mit ein, zwei Herzchen die Highlights des jeweiligen Ortes aufgelistet hast! Ich kann das so gut nachvollziehen, wie ideal ein Ort ist, an dem es ruhig ist, der aber gut an die nächste Großstadt angebunden ist. Witzig, dass dein Artikel jetzt so exakt zu der Blogparade passte 😀
    Liebe Grüße
    Angela

    1. Liebe Angelika,
      vielen Dank für deine netten Worte. Als junger Mensch hätte ich es mir niemals vorstellen können, dass ich auf dem Dorf lebe. Aber das ist ja eigentlich gerade spannend, dass sich die Bedürfnisse und Wünsche im Laufe des Lebens ändern.
      Viele Grüße
      Ilka

  4. Hallo Ilka,
    vielen Dank für deine interessanten Einblicke. Auch wir haben bei der Blogparade mitgemacht und uns erlaubt, dich zu erwähnen:
    https://weitgluecklich.com/wohnorte/

    Mir gefällt die Idee mit den Ortsschildern! Bis zum Hinweis am Ende habe ich mich schon gefragt, wie du das gemacht hast 🙂
    Manche Stationen von uns sind ja gar nicht sooo weit auseinander. Wie du schreibst, scheinst du aus jeder Station das Beste gemacht zu haben. Zusammen mit der Mischung aus Verwurzelung und Offenheit, bringt das wahrscheinlich deine Zufriedenheit im Jetzt. Das freut mich sehr!

    Alles Gute für dich und viele Grüße Jenny

    1. Liebe Jenny,
      vielen Dank für deinen Kommentar und fürs Verlinken.
      Natürlich habe ich deinen Blog-Text auch sofort gelesen und festgestellt, das wir quasi in der Nachbarschaft aufgewachsen sind.
      In meiner Kindheit und Jugend war ich öfter in Wuppertal und jedes Mal, wenn ich aus dem engen und vollgebauten Tal rauskam, habe ich eine Erleichterung gespürt.
      Irgendwie löst dieser Ort in mir Beklemmungen aus. Deshalb verstehe ich deine Zurückhaltung sehr gut, von Wuppertal als „Heimat“ zu schreiben, als Ort, an dem man sich sicher und wohl fühlt.
      Natürlich war es auch spannend, den Rest deines Berichts über deine Wohnorte zu lesen.
      Alles Gute und viele Grüße
      Ilka

      1. Danke fürs Teilen deiner Eindrücke und dein Feedback zu meinem Beitrag. Mmmh, so bewusst ist mir das bisher gar nicht aufgefallen, mit der Tallage… Aber wenn ich so darüber nachdenke, könnte das auch mit reinspielen. Vielleicht kannte ich es einfach nicht anders und habe es deshalb nie hinterfragt.
        Ja, doch, danke für diesen Input!
        Viele Grüße Jenny

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