Was ich in der Lerntherapie und privat gerne spiele

Was ich in der Lerntherapie und privat gerne spiele
Was ich in der Lerntherapie und privat gerne spiele

Beruflich sind für mich Spiele ein wichtiger Bestandteil in der Lerntherapie. Kein Wunder also, dass ich viele Spiele besitze und immer wieder neue dazukommen.

Die wachsende Spielesammlung liegt aber auch daran, dass das Spielen ein Hobby aller Familienmitglieder ist und immer wieder neues Spiel-Material bei uns landet.

In diesem Text stelle ich dir einige Spiele vor, die ich in der Lerntherapie verwende und die meine Lernkinder und ich besonders mögen. Außerdem verrate ich dir, warum ich so gerne in meiner Freizeit spiele und was meine aktuellen Spiele-Favoriten sind. Schließlich gehe ich darauf ein, welche Art von Spielen für mich tabu sind und was der Grund dafür ist. Und ganz zum Schluss überlege ich gemäß des Themas meiner Blogparade, ob Spielen für mich eigentlich mehr als ein netter Zeitvertreib ist.

1. Spielen in der Lerntherapie

Viele Kinder und Jugendliche, mit denen ich arbeite, haben in der Schule massive Schwierigkeiten. Oft kommen sie mit den dort üblichen Methoden nicht zurecht und lehnen sie deshalb ab. Wichtig ist es daher für mich in der Lerntherapie, ihnen neue Zugänge zu den Lerninhalten zu bieten. Spiele eignen sich ganz wunderbar dazu und sind daher ein wichtiger Pfeiler meiner Arbeit.

a. Typische Lernspiele

In manchen Stunden arbeite ich mit den Kindern mit Lernspielen. Es gibt ein großes Angebot an therapeutischen Spielen, mit denen alle möglichen Bereiche der Rechtschreibung, der Grammatik, des Schreibens, des Lesens und des Lernens trainiert werden können.

Ich empfinde typische Lernspiele allerdings oft als etwas langweilig. Teilweise dauern sie für meinen Geschmack auch zu lange. Aus dem Grund kommen explizite Lernspiele in meinen Stunden nur vereinzelt zum Einsatz. Ein Lernspiel, das die Kinder und ich gerne mögen, ist „Doppolino“.

„Doppolino“ von Birgit Haecker und Anni Imke Stotz

Ist in dem Wort „Hase“ der erste Vokal kurz oder lang? Nach ein paar Runden „Doppolino“ ist (fast) jedes Kind sicherer darin, die Vokallänge zu erkennen.

Die Länge der Vokale wahrzunehmen ist für mehrere Rechtschreibthemen wichtig, beispielsweise für die s-Schreibung oder die Verwendung von Doppelkonsonanten.

Zu diesen Bereichen gibt es übrigens weitere Spielsets, die mit dem Doppolino-Spiel verwendet werden können.

b. „Normale“ Spiele in der Lerntherapie

Reizvoller als klassische Lernspiele finde ich Spiele, die nicht speziell zum Lernen erstellt wurden. Ein ganz beliebtes Spiel bei mir und den Lernkindern ist „Dog Crimes“, mit dem man prima das Lesen auf verschiedenen Niveaustufen üben kann.

Dog Crimes“ von ThinkFun

Einer von sechs Hunden hat am Tisch Blödsinn gemacht – das Kissen zerbissen, einen Blumentopf umgeworfen oder sein Geschäft erledigt. Aber wer war es?

Das Kind schlüpft in die Rolle eines Detektivs und findet heraus, welcher Hund für den Schlamassel verantwortlich ist.

Meinen Lernkindern gefällt es, dass sie die Hunde und den Tisch als Spielmaterial vor sich haben und hilfreiche Infos auf Karten finden, um den Fall zu lösen.

Für Katzenfans gibt es übrigens „Cat crimes“.

„Storiez“ von Jürgen Heel

Bei diesem Spiel wird gemeinsam eine Geschichte erzählt. Abwechselnd zieht jede Person eine Karte, erzählt einen Satz dazu und legt die Karte verdeckt ab. So entstehen die verrücktesten Geschichten.

Klopft ein*e Mitspieler*in auf den Tisch, muss die andere Person alle Kartenmotive in der korrekten Reihenfolge benennen.

Das ist ein tolles Spiel um das Erzählen zu üben. Es eignet sich auch sehr gut dazu, um Kindern zu zeigen, wie gut man mit Bildern lernen kann und um die „Geschichtenmethode“ einzuführen.

c. Abgewandelte oder eigene Spiele

Teilweise wandele ich für meine Lernstunden auch vorhandene Spiele ab oder denke mir eigene Spielideen aus.

Für das alte Geistertreppen-Spiel habe ich ganz einfach Nummern auf Kreppband geschrieben und auf einzelne Stufen geklebt. Kommt das Kind mit seiner Figur auf eine Nummern-Stufe, bekommt es von mir eine Aufgabe, die zu dem aktuellen Thema passt, an dem wir gerade arbeiten.

Besonders beliebt ist es bei meinen Lernkindern, wenn sie mir ebenfalls Aufgaben stellen dürfen, wenn ich auf eine markierte Stufe komme. Ich habe auf die Weise schon einige kniffelige Fragen zu Fußball, Reiten, Portugiesisch oder Erdkunde beantworten sollen (und vieles nicht gekonnt ;-)).

Geistertreppe“ von Michelle Schanen

Wer erreicht als erstes das Ende der Geistertreppe?

Das ist gar nicht so einfach, weil zwischenzeitlich alle Figuren Gespensterumhänge bekommen und immer wieder gemischt werden.

In meiner Spielvariante gibt es zusätzlich noch Stufen, auf denen Fragen beantwortet werden müssen.

Die Fragen denke ich mir immer individuell für meine Spielpartner*innen aus.

d. Einfach-so-Spiele

In manchen Lernstunden lesen oder schreiben die Kinder sehr viel. Dann ist ein Abschluss-Spiel eine gute Sache, bei dem mal nicht das Lernen im Vordergrund steht. Sehr gerne mögen die Mädchen und Jungen das kooperative Spiel „Bandido“.

„Bandido“ von Martin Niedergaard Andersen

Ein Gefängnis-Insasse hat Tunnel gegraben um seine Zelle so zu verlassen.

Alle versuchen nun gemeinsam ihn an seiner Flucht zu hindern und sein Tunnelsystem zu blockieren.

Dazu werden zufällig gezogene Karten an das Tunnelsystem des Ausbrechers angelegt.

Wir mögen dieses einfache, kurze und abwechslungsreiche Spiel.

2. Privates Spielen

a. Spielen in größerer Runde

Das Spielen in den Lernstunden reicht mir nicht. Auch in meiner Freizeit greife ich gerne mit Freunden oder Familie zu Würfeln, Karten und anderen Spiel-Materialien.

Allerdings bevorzuge ich im privaten Rahmen andere Spiele als mit meinen Lernkindern. Sie dürfen komplizierter sein und länger dauern. Sehr gut gefallen mir Spiele, bei denen es in irgendeiner Form um Sprache geht.

„Codenames“ von Vlaada Chvatil

Wer schafft es, möglichst viele Begriffe unter einen Oberbegriff zu versammeln? Und zwar so, dass das andere Team-Mitglied genau die Einzelbegriffe nennen kann, ohne sich von anderen ausliegenden Begriffen irritieren zu lassen.

Wir lieben das Spiel, das auch ordentlich Diskussionspotential bietet („Das Wort „Heidefinger“ gibt es nicht!“ – „Dachensteigenlassen ist aber nicht ein Begriff!“).

„Just one“ von Ludovic Roudy und Bruno Sautter

Eine Person muss einen Begriff erraten, der auf einer Karte steht.

Die anderen Mitspielenden dürfen mit einem Wort einen Hinweis auf das zu erratende Wort geben. Doppelte Hinweise werden aussortiert.

Klappt das Worterraten?

Ein schönes kooperatives Spiel rund um Begriffe.

b. Alltägliches Spielen

Größere Spielerunden finden nur ab und zu mal statt und können deshalb meinen „Spiel-Hunger“ nicht wirklich stillen. Wie gut, dass mein Mann und ich täglich spielen. Wie bei jeder guten Routine wird nicht daran gerüttelt und wir spielen knallhart monatelang das selbe Spiel, das zwei ganz wichtige Kriterien erfüllen muss: Es muss kurz und einfach sein.

Es gibt mehrere Gründe, warum uns das gemeinsame Spielen so wichtig ist. Einmal ist es natürlich die gemeinsame Zeit, die wir so verbringen.

Aber ein weiterer Grund ist ganz bestimmt, dass wir beim Spielen auch mal so handeln können, wie wir es uns sonst im Alltag verbieten. Bei unseren abendlichen Spielen ist es absolut in Ordnung, dass wir uns gegenseitig ärgern und in die Pfanne hauen. Bei „Carcassonne“ habe ich wohl ein bisschen übertrieben, denn irgendwann hat sich mein Mann geweigert, dieses Spiel noch einmal mit mir zu spielen.

Bei unserem aktuellen Spiel kommt noch ein weiterer Grund dazu, dass ich es immer wieder spielen möchte. Ich verliere fast jedes Mal und jetzt habe ich den Ehrgeiz entwickelt, Strategien zu finden um häufiger zu gewinnen.

„Noch mal!“ von Inka und Markus Brand

Beim Würfelspiel „Noch mal!“ gibt es für vollständige Spalten und für komplett angekreuzte Farben Punkte. Abzüge gibt es, wenn Felder mit einem Stern nicht angekreuzt wurden.

Hört sich vielleicht etwas dröge an, das Spiel. Aber mich hat das „Noch mal!“-Fieber seit Monaten im Griff.

Und obwohl ich jedes Mal denke „Jetzt gewinne ich aber!“, ändert sich das Hochgefühl zum Schluss hin ganz oft und ich verliere knapp.

„Qwixx“ von Steffen Benndorf

Auch Qwixx ist ein Würfelspiel, bei dem es darum geht, mit möglichst vielen Punkten die verschiedenen Farben dicht zu machen.

Ein schnelles und einfaches Spiel, das wir sehr lange und sehr gerne gespielt haben. Das sieht man auch gut an der angegrabbelten Verpackung.

c. Welche Arten von Spielen für mich tabu sind

Bisher war hier nur die Rede von klassischen Brett- und Würfelspielen. Natürlich habe ich auch Spiele am Handy und PC ausprobiert. Allerdings habe ich damit keine positiven Erfahrungen gemacht. Neben allem Positiven kann das Spielen auch negative Seiten haben. Man kann sich vollkommen in Spielwelten verlieren und sogar eine Spielsucht entwickeln. Ich habe festgestellt, dass ich dafür anfällig bin.

Als meine Kinder noch kleiner waren, hatte ich für sie im Urlaub auf meinem Handy das Bauernhof-Spiel „Hayday“ installiert. Der Urlaub war vorbei, das Spiel auf dem Handy wurde eifrig weitergespielt – und zwar von mir!

Ständig unterbrach ich meine eigentlichen Tätigkeiten, um meine Tiere zu schlachten oder zu ernten. Wie stark ich von dem Spiel gesteuert wurde, wurde mir irgendwann bewusst, als ich eigentlich einkaufen wollte, dann aber im Auto im dunklen Parkhaus saß und erst einmal Mais ernten musste.

Ich fand mein Verhältnis zu dem Handyspiel so verrückt, dass ich es nach der Maisernte sofort löschte (meine Kinder waren übrigens überhaupt nicht begeistert). Seit dem Erlebnis im Parkhaus vermeide ich es, auf dem Handy oder PC Spiele zu haben. Mich entspannen solche Spiele nicht, ich verdaddele nur sehr viel Zeit damit.

Für mich inzwischen tabu: Handyspiele

3. Spielen – Mehr als ein Zeitvertreib?!

Der Titel meiner Blogparade lautet: Spielen – Mehr als ein Zeitvertreib?! Und ich kann ganz klar sagen: Ja, das ist es für mich!

Für mich bedeutet Spielen Lernen, Spaß haben, gemeinsam Zeit verbringen und Gefühle ausleben, die ich sonst nicht zulasse. Deshalb finde ich auch den Ausspruch des französischen Meeresforschers Jacques Cousteau so passend: „Spielen ist eine Tätigkeit, die man gar nicht ernst genug nehmen kann.“


Dieser Text ist mein eigener Beitrag zu meiner Blogparade: Mehr als ein Zeitvertreib?! – Was spielst du und warum?

Ich freue mich riesig, wenn du auch daran teilnimmst und über dein eigenes Spielen schreibst. Genauere Infos zu der Blogparade findest du hier.

2 Kommentare zu „Was ich in der Lerntherapie und privat gerne spiele“

  1. Schöne Übersicht! Ich selbst mache keine Spiele mit meinen Schülern, aber für viele Eltern und Lesepaten sind da gute Anregungen dabei. Deshalb kommt ein Link auf diesen Blog in meine Linksammlung auf meiner neuen Internetseite, die demnächst freigegeben wird. – Siegbert Rudolph – der Lesekoch

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