3 Tipps zum Umgang mit Fehlern in Arbeiten

Umgang mit Fehlern in Arbeiten1

Kennst du die Situation? Dein Kind kommt vollkommen niedergeschlagen aus der Schule nachhause. Es gab eine Klassenarbeit zurück, die dein Kind total verhauen hat. Du siehst, dass es ihm gar nicht gut geht und möchtest ihm helfen. Aber wie nur? Klar, erst einmal ist Trösten angesagt. Und dann? Welcher Umgang mit den Fehlern in einer schlechten Arbeit ist eigentlich sinnvoll?

Sicherlich kennst du auch Sprüche über Fehler wie „Aus Fehlern lernt man“ oder „Fehler sind Helfer“. Gut, sie sind abgedroschen, aber enthalten einen wahren Kern.

Aber helfen sie einem Kind weiter, das gerade eine Arbeit wiederbekommen hat, in der unzählige Fehler angestrichen sind? Ist es dann gut und sinnvoll, dem Sohn oder der Tochter zu sagen: „Ach, Schatz, sieh es doch einmal so – aus Fehlern lernt man!“ Ich glaube nicht!

Sind solche Sprüche wirklich hilfreich?

Wie aber kannst du dein Kind sinnvoll unterstützen, wenn es beim Blick in seine zurückgegebene Arbeit im wahrsten Sinne des Wortes vor lauter Korrekturen „rot sieht“?

1. Wähle sinnvolle Fehler aus

Schau dir die Arbeit deines Kindes am besten einmal ganz in Ruhe alleine ein. Fallen dir Fehler auf, die dein Kind mehrmals gemacht hat? Oder entdeckst du Fehler, die sich beispielsweise auf eine Regel beziehen, die dein Kind nicht umgesetzt hat? Oder werden wichtige und häufige Wörter falsch geschrieben? Vielleicht hat die Lehrkraft auch unter der Arbeit vermerkt, in welchem Bereich dein Kind noch Probleme hat?

Wähle nun 5 Fehler aus, mit denen dein Kind weiterlernen soll. Zunächst einmal ist es sinnvoll, dass ihr Euch gemeinsam die Fehlerstellen anschaut. Ist deinem Kind klar, was es falsch gemacht hat? Hat es eine Idee, was es braucht, um diesen Fehler nicht noch einmal zu wiederholen?

Wie ihr konkret weiter vorgeht, hängt natürlich von der Art des Fehlers ab. Wenn dein Kind eine Regel noch nicht verstanden hat, muss diese erst wiederholt werden und im Anschluss daran die Anwendung so lange geübt werden, bis das Kind sie quasi im Schlaf kann. Man spricht dann von Automatisierung.

Liegen die Fehler deines Kindes beispielsweise in der Schreibweise einzelner Wörter, reicht es, wenn es sich die Lernwörter gut einprägt.

Am meisten profitiert dein Kind, wenn es die 5 Themen oder Wörter, die du identifiziert hast, in kleinen Portionen bearbeitet und so lange wiederholt, bis es sicher in der Anwendung ist.

Aber die Lehrkraft sagt …

Vielleicht denkst du nun: „Das ist eine gute Idee, aber so richtig passt das nicht! Die Lehrkraft meines Kindes verlangt, dass mein Kind seine Arbeit ganz traditionell verbessert. Jeder Fehler muss korrigiert werden und bei ganz schlechten Arbeiten droht die Abschrift!“

In diesem Fall empfehle ich dir ein Gespräch mit der Lehrkraft. Sicherlich wird sie einsehen, dass es für dein Kind eine sehr große Herausforderung sein kann, eine sehr fehlerlastige Arbeit komplett zu korrigieren. Und vielleicht ist sie damit einverstanden, dass dein Kind die Arbeit mit der 5-sinnvolle-Fehler-Methode verbessert oder macht eigene Vorschläge.

2. Zeige deinem Kind das Positive

Wenn ein Kind in der Schule schlechte Arbeiten schreibt, dann kann das massive Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl haben. „Ich kann das nicht!“, „Ich bin dumm!“, „Ich werde das niemals schaffen!“ können Sätze sein, die sich dein Kind selber immer wieder erzählt. Ein neuer Glaubenssatz kann dadurch entstehen und dazu führen, dass sich dein Kind (in einem Fach) selber aufgibt.

Um das zu vermeiden und deinem Kind zu zeigen, dass der Gedanke „Ich kann das alles nicht“ gar nicht stimmt, empfehle ich dir die Grünstift-Methode. Dazu kopierst du die Arbeit deines Kindes und entfernst auf der Kopie alle Korrekturzeichen. Gemeinsam mit deinem Kind gehst du dann die Arbeit durch und markierst mit Grün, was dein Kind alles richtig gemacht hat. Und das ist ganz schön viel!

In den meisten (weiterführenden) Schulen ist es so, dass eine Arbeit mit 4 bewertet wird, wenn 50% der Arbeit nicht richtig sind. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, dass 50% der Aufgaben korrekt sind. Wenn man das dem Kind einfach nur sagt, verpufft die Aussage vermutlich. Wenn du aber den Grünstift zur Hilfe nimmst und deinem Kind bildlich vor Augen führst, was alles gut und richtig ist, ist das viel kraftvoller und motivierender.

Ein Perspektivwechsel kann so hilfreich sein – den Blick einfach mal aufs Positive richten

Bevor du mit dieser Methode loslegst, solltest du allerdings überprüfen, ob du mit der Arbeit deines Kindes überhaupt das Ziel der Grünstift-Methode – dein Kind aufzubauen und ihm zu einem positiveren Selbstbild zu verhelfen – erreichen kannst. Manchmal kommt es vor, dass man in einer Arbeit fast nichts findet, was gut oder richtig ist. In solchen Fällen würde die Grünstift-Methode genau das Gegenteil der eigentlichen Intention bewirken und sollte nicht angewendet werden.

3. Das eigene Verhalten bei Fehlern überdenken

Kinder übernehmen sehr viel vom Verhalten der Eltern. Deshalb ist es durchaus lohnenswert mal zu beobachten, wie du selber auf deine eigenen Fehler reagierst. Ärgerst du dich lauthals? Wirst du sauer und schlecht gelaunt? Wiederholst du in Dauerschleife, was du für einen Mist verzapft hast?

Natürlich ist so eine Reaktion nachvollziehbar. Aber Fehler sind menschlich und uns werden immer wieder welche unterlaufen, deshalb ist ein Sich-Verbeißen in Selbstvorwürfen nicht sinnvoll.

Was mir immer gut hilft, wenn ich einen Fehler gemacht habe: Es mir eingestehen und mir meinen Fehler zu verzeihen. Das ist nicht immer einfach und kann dauern. Wenn andere Menschen von meinem Fehlverhalten betroffen sind, ist auch eine Entschuldigung ein guter Schritt für mich, mit der Situation besser zurecht zu kommen.

Bei manchen Fehlern hilft es mir auch, die ganze Situation mit Humor zu sehen. Einen Schritt aus der Situation rausgehen und die Perspektive zu wechseln, zeigt oft die komische Seite eines Fehlers. Einmal kräftig lachen und der Umgang mit dem Fehler fällt mir direkt leichter.

Wie man mit seinen Fehlern umgeht, ist eine sehr individuelle Sache. Vielleicht hast du ganz andere Ansätze als ich, die aber ebenfalls darauf abzielen, den Fehlern nicht zu viel Macht und Aufmerksamkeit einzuräumen. Ich finde, dass es sich auf jeden Fall einmal lohnt, einen Blick auf den eigenen Umgang mit Fehlern zu werfen.


Ich wünsche dir und deinem Kind viel Erfolg! Wenn es dir schwer fällt, mit deinem Kind an seinen Fehlern zu arbeiten und ihm zu einem gesunden Selbstvertrauen zu verhelfen, unterstütze ich Euch gerne mit meinen Methoden aus dem Lerncoaching.

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