
„Automatisierung beim Lernen? Was soll das denn? Sollen unsere Kinder zu kleinen Robotern gemacht werden?“
Wenn dir beim Lesen des Titels ähnliche Gedanken gekommen sind, kann ich dich beruhigen. Automatisierung ist eine wichtige Hirnleistung, die uns das Lernen und das Leben extrem erleichtern und die – gute Nachricht – man sehr gut trainieren kann.
Die Schrift des Fünftklässlers tanzt zwischen den Linien, einige Buchstaben kannst du überhaupt nicht identifizieren und es ist extrem schwierig, den Text zu lesen.
Der Drittklässlerin fällt das Multiplizieren schwer. Auch einfachste Einmaleins-Aufgaben rechnet sie mühsam aus.
Die Viertklässlerin liest langsam und stockend. Von dem Inhalt des Gelesenen bekommt sie nichts mit.
Drei unterschiedliche Situationen, die alle die selbe Ursache haben: Die Kinder haben grundlegende schulische Fähigkeiten nicht automatisiert.
Was ist Automatisierung beim Lernen?
Wir sprechen von Automatisierung im Lernbereich, wenn eine Person eine Tätigkeit mit Leichtigkeit beherrscht und nicht mehr viel Energie und Aufmerksamkeit für die Ausführung braucht. Dadurch hat das Gehirn mehr Kapazitäten für komplexere Aufgaben, die zeitgleich ausgeführt werden können.
Bevor ein Mensch eine Tätigkeit automatisiert, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein:
- Die neue Information muss der Mensch verstehen und das Gelernte im Langzeitgedächtnis abspeichern.
- Das neu Gelernte muss möglichst oft wiederholt werden. Nur so kann ein Mensch auf die gespeicherte Information schnell zugreifen.
Wichtig ist, dass diese Wiederholungsphase über einen längeren Zeitraum geht und von Lernpausen unterbrochen wird.
Automatisierung in anderen Bereichen
Automatisierung beobachten wir nicht nur beim schulischen Lernen. Es ist eine Hirnleistung, die wir auch im Alltag ganz oft anwenden.

Das Laufenlernen beispielsweise ist für ein Kleinkind zunächst eine schwierige Fertigkeit und braucht viel Konzentration. Wie oft fällt ein kleiner Mensch hin, bevor er richtig laufen kann! Sind die Bewegungsabläufe dem Kind nach zahllosen Wiederholungen aber in Fleisch und Blut übergegangen, muss es sich nicht mehr darauf konzentrieren und kann seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge richten und beispielsweise beim Laufen einen Ball fangen.
Im Alltagsbereich gibt es unzählige weitere Automatismen wie beim Autofahren, Tippen am Computer, Kochen. All diese Tätigkeiten beherrschen wir häufig wie im Schlaf und können sie ohne großes Nachdenken und ohne Anstrengung ausführen.

Auch bei vielen Freizeitbeschäftigungen spielt die Automatisierung eine wichtige Rolle. Egal, ob du in eleganten Schwüngen die Piste runtersausen oder virtuos Gitarre spielen möchtest: Ohne Automatisierung wirst du dein Ziel nicht erreichen!
Was tun, wenn dein Kind wichtige Grundlagen nicht automatisiert hat?
Wenn du feststellst, dass dein Kind grundlegende Fertigkeiten nicht automatisiert hat, ist es sinnvoll, erst einmal auf Ursachenforschung zu gehen.
- Hat dein Kind die Sache nicht verstanden? Dann braucht es noch einmal Erklärungen, Hinweise, Hilfen um zu verstehen.
- Oder konnte sich das Gelernte noch nicht festigen? Dann ist eine Wiederholungs- und Übungseinheit angesagt.
Bist du dir unsicher, warum dein Kind Probleme mit Grundlagen hat, dann kann ein Gespräch mit der Lehrkraft hilfreich sein.
Vielleicht gibt es an der Schule sogar spezielle Angebote, die deinem Kind helfen, seine Lücken schnell und gut zu schließen?
So kannst du deinem Kind helfen, Lerninhalte zu automatisieren
Wenn dein Kind erst seit kurzem Probleme in einem Bereich hat, kannst du auch selber versuchen, es beim Aufholen zu unterstützen.
- Plane am besten die Wiederholungszeiten mit deinem Kind gemeinsam.
- Dein Kind sollte lieber häufiger kürzere Übungseinheiten einlegen als lange an einem Stück zu üben.
- Vielleicht könnt ihr die Wiederholungseinheiten auch besonders gestalten, so dass sie für dein Kind den Beigeschmack von etwas Unangenehmen verlieren?
- Wie wäre es zum Beispiel, eine schöne ruhige Stimmung zu schaffen mit Kerzen, einem Tee und etwas beruhigender Musik im Hintergrund?
- Manchen Kindern hilft es auch, wenn ein Elternteil während der Übungszeit mit am Tisch sitzt und ebenfalls eine schriftliche Arbeit erledigt.
- Wie wäre es zum Beispiel, eine schöne ruhige Stimmung zu schaffen mit Kerzen, einem Tee und etwas beruhigender Musik im Hintergrund?
Falls es von schulischer Seite keine Fördermöglichkeiten gibt und du dein Kind auch nicht beim Lückenschließen unterstützen kannst, ist es sinnvoll, sich nach einer externen Hilfe umzusehen. So früh wie möglich einzuschreiten ist ganz wichtig, ehe die Lücken deines Kindes immer größer werden und es mehr und mehr den Spaß am Lernen und an der Schule verliert.
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Einen lesenswerten Artikel zur Automatisierung findest du hier.
Liebe Ilka, deinen Artikel werde ich sicherlich verlinken, weil das Thema Automatisieren beim Lernen ganz viel Entlastung bringen kann. Toll geschrieben! Dankeschön für die vielen Infos!