Warum ist Automatisierung beim Lernen so wichtig?

Kennst du vielleicht eine der folgenden Situationen?

Die Schrift des Fünftklässlers tanzt zwischen den Linien, einige Buchstaben kannst du überhaupt nicht identifizieren und es ist extrem schwierig, den Text zu lesen.

Der Drittklässlerin fällt das Multiplizieren schwer. Auch einfachste Einmaleins-Aufgaben rechnet sie mühsam aus.

Die Viertklässlerin liest langsam und stockend. Von dem Inhalt des Gelesenen bekommt sie nichts mit.

Drei unterschiedliche Situationen, die alle die selbe Ursache haben: Die Kinder haben grundlegende schulische Fähigkeiten nicht automatisiert. Dadurch müssen die Schüler und Schülerinnen so viel Energie in absolute Basics stecken, dass sie komplexere Aufgaben gar nicht lösen können.

Die gute Nachricht: Mit ausreichend Training gelingt es, Basiskompetenzen zu automatisieren.

1. Was ist Automatisierung beim Lernen?

Wir sprechen von Automatisierung im Lernbereich, wenn eine Person eine Tätigkeit mit Leichtigkeit beherrscht und nicht mehr viel Energie und Aufmerksamkeit für die Ausführung braucht.

Die Automatisierung entwickelt sich mit umfassender Übung und kann schließlich mühelos und effizient ausgeführt werden. Auch wenn sich die äußeren Umstände ändern, hat dies keine Konsequenz auf den automatisierten Prozess. Wie der Name schon sagt, laufen die Lernvorgänge automatisch ab, werden also nicht bewusst angestoßen oder gesteuert. Dadurch benötigen sie äußerst wenig mentale Anstrengung.

Dadurch hat das Gehirn mehr Kapazitäten für komplexere Aufgaben, die zeitgleich ausgeführt werden können.

2. Voraussetzungen für Automatisierung beim Lernen

Bevor ein Mensch eine Tätigkeit automatisiert, müssen zwei Bedingungen erfüllt sein:

  • Die neue Information muss verstanden und das Gelernte im Langzeitgedächtnis abspeichert werden.
  • Das neu Gelernte muss möglichst oft wiederholt werden. Nur so kann ein Mensch auf die gespeicherte Information schnell zugreifen.
    Wichtig ist, dass diese Wiederholungsphase über einen längeren Zeitraum geht und von Lernpausen unterbrochen wird.

3. Automatisierung in anderen Bereichen

Automatisierung beobachten wir nicht nur beim schulischen Lernen. Es ist ein Prozess, den wir im Alltag ganz oft unbewusst anwenden.

Ehe es mit dem Laufen richtig rund läuft, sind unzählige Wiederholungen notwendig.

Das Laufenlernen beispielsweise ist für ein Kleinkind zunächst eine schwierige Fertigkeit und braucht viel Konzentration. Wie oft fällt ein kleiner Mensch hin, bevor er richtig laufen kann! Sind die Bewegungsabläufe dem Kind nach zahllosen Wiederholungen aber in Fleisch und Blut übergegangen, muss es sich nicht mehr darauf konzentrieren und kann seine Aufmerksamkeit auf andere Dinge richten und beispielsweise beim Laufen einen Ball fangen.

Im Alltagsbereich gibt es unzählige weitere Automatismen wie beim Autofahren, Tippen am Computer, Kochen. All diese Tätigkeiten beherrschen wir häufig wie im Schlaf und können sie ohne großes Nachdenken und ohne Anstrengung ausführen.

Übung macht den Meister, ob im Sport, in der Musik oder in der Schule.

Auch bei vielen Freizeitbeschäftigungen spielt die Automatisierung eine wichtige Rolle. Egal, ob du in eleganten Schwüngen die Piste runtersausen oder virtuos Gitarre spielen möchtest: Ohne Automatisierung wirst du dein Ziel nicht erreichen!

4. Was tun, wenn dein Kind wichtige Grundlagen nicht automatisiert hat?

Wenn du feststellst, dass dein Kind grundlegende Fertigkeiten nicht automatisiert hat, ist es sinnvoll, erst einmal auf Ursachenforschung zu gehen.

  • Hat dein Kind die Sache nicht verstanden? Dann braucht es noch einmal Erklärungen, Hinweise, Hilfen um zu verstehen.
  • Oder konnte sich das Gelernte noch nicht festigen? Dann ist eine Wiederholungs- und Übungseinheit angesagt. Diese Phase muss lange genug andauern, damit das Kind schließlich in der Lage ist, das Geübte auch auf andere Situationen zu übertragen, also einen Transfer zu leisten.

Bist du dir unsicher, warum dein Kind Probleme mit Grundlagen hat, dann kann ein Gespräch mit der Lehrkraft hilfreich sein.
Vielleicht gibt es an der Schule sogar spezielle Angebote, die deinem Kind helfen, seine Lücken schnell und gut zu schließen?

5. So kannst du deinem Kind helfen, Lerninhalte zu automatisieren

Wenn dein Kind erst seit kurzem Probleme in einem Bereich hat, kannst du auch selber versuchen, es beim Aufholen zu unterstützen.

  • Plane am besten die Wiederholungszeiten mit deinem Kind gemeinsam.
  • Dein Kind sollte lieber häufiger kürzere Übungseinheiten einlegen als lange an einem Stück zu üben.
  • Vielleicht könnt ihr die Wiederholungseinheiten auch besonders gestalten, so dass sie für dein Kind den Beigeschmack von etwas Unangenehmen verlieren?
    • Wie wäre es zum Beispiel, eine schöne ruhige Stimmung zu schaffen mit Kerzen, einem Tee und etwas beruhigender Musik im Hintergrund?
    • Manchen Kindern hilft es auch, wenn ein Elternteil während der Übungszeit mit am Tisch sitzt und ebenfalls eine schriftliche Arbeit erledigt.

Falls es von schulischer Seite keine Fördermöglichkeiten gibt und du dein Kind auch nicht beim Lückenschließen unterstützen kannst, ist es sinnvoll, sich nach einer externen Hilfe umzusehen. So früh wie möglich einzuschreiten ist ganz wichtig, ehe die Lücken deines Kindes immer größer werden und es mehr und mehr den Spaß am Lernen und an der Schule verliert.

Mein Angebot für dich

Dein Kind tut sich schwer mit dem Lesen und Schreiben? Auch hier kann mangelnde Automatisierung einer grundlegenden Fertigkeit die Ursache sein.

Melde dich gerne bei mir, wenn ich Euch unterstützen soll. Ich kann die Lese- und Schreibleistungen deines Kindes testen und dir Tipps geben, wie du mit deinem Kind am sinnvollsten lernst. Ein unverbindliches 20-Minuten-Gespräch mit mir ist kostenfrei für dich.

Du möchtest mehr Texte zum Thema Lernen von mir lesen? Dann schau dir meine Artikel Dann musst du halt mehr lernen! und Tipps fürs Vokabellernen an.

Einen weiteren lesenswerten Artikel zur Automatisierung findest du hier.

2 Kommentare zu „Warum ist Automatisierung beim Lernen so wichtig?“

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