Wiederholen mit allen Lernkanälen

Das Rezept für erfolgreiches Lernen enthält zwei wesentliche Zutaten. Zunächst einmal muss der Lernstoff verstanden werden. Anschließend ist es notwendig, dass er im Gehirn abgespeichert wird. Um das zu erreichen, ist intensives Üben und Wiederholen notwendig.

Bei vielen Schülern und Schülerinnen steht das Wiederholen und Üben nicht hoch im Kurs. Das ist viel zu langweilig und zu öde, heißt es. Oder aber es passiert, dass Kinder und Jugendliche zwar wiederholen, dies aber keinen Effekt zeigt.

Wie gelingt es nun, zu wiederholen, ohne sich unendlich zu langweilen? Und dann auch noch so, dass der Lernstoff möglichst gut im Gedächtnis verankert wird?

1. Ohne Wiederholen geht es nicht

Täglich prasseln unendlich viele Informationen auf uns ein. Um durch den riesengroßen Input nicht vollkommen überfordert zu sein, sortiert unser Hirn fleißig aus und schützt uns vor unnötigem Ballast – durch Vergessen.

Und so passiert es, dass ein Großteil der von uns aufgenommenen Informationen schnell wieder verloren geht. Die Vergessenskurve nach Dr. Ebbinghaus verdeutlich dies auf sehr anschauliche Weise.

Vergessenskurve nach Dr. Ebbinghaus

2. Konsequenzen für das Lernen

Wir vergessen schnell und viel. Fürs Lernen nicht gerade förderlich.

Ein einfacher Trick hilft uns, unserem Hirn klar zu machen, dass unser Lernstoff wichtig ist und nicht aussortiert werden soll: Wiederholen. Idealerweise beschäftigen wir uns zu verschiedenen Zeitpunkten intensiv mit dem Lerngegenstand. Auf diese Weise gelingt es, den Lernstoff im Langzeitgedächtnis abzuspeichern.

Aber mal ganz ehrlich – die Aussicht, Vokabeln, Daten oder Formeln mehrfach wiederholen zu müssen, erscheint wenig attraktiv. Und oft sind Lernsessions, in denen sich dein Kind einfach vor den Lernstoff setzt und ihn zum wiederholten Mal durch liest, wenig effektiv.

Wie nun gelingt es, zu wiederholen, so dass es Spaß macht und dadurch richtig effektiv ist? Ganz einfach: Am besten funktioniert das, wenn wir verschiedene Lernkanäle beim Lernen und Wiederholen einbinden.

3. Lernkanäle

Informationen nehmen wir mit unseren Sinnen auf. Riechen und Schmecken spielt für das Erlernen im Allgemeinen keine wesentliche Rolle, daher gelten als Hauptlernkanäle das Sehen, Hören und Fühlen (Handeln/Bewegung).

Lernen mit allen Lernkanälen: Sehen, Handeln, Sprechen, Hören.
Lernkanäle sind die Sinne, mit denen wir Informationen aufnehmen

Mit anderen sprechen ist zwar im eigentlichen Sinne kein eigener Lernkanal. Ich fasse Gespräche über Lernstoffe als erweitertes Hören auf, da es hierbei nicht nur auf das Hören ankommt, sondern es um Austausch, Nachfragen, Kooperieren geht und definiere „sprechen/sich austauschen“ als vierten Lernkanal.

Im Folgenden stelle ich dir zu den vier oben aufgelisteten Lernkanälen Methoden vor, damit das Lernen effektiver ist.

a) Fürs Ohr

Nimm deinen Lernstoff auf und höre ihn immer wieder an.

Wenn du Vokabeln lernen musst, hat eine Aufnahme den Vorteil, dass du dir auch die Aussprache einprägst. Bei Vokabeln kannst du das Wort in der Fremdsprache und die deutsche Übersetzung aufnehmen. So lernst du neben der Aussprache auch die Bedeutung beim Hören.

Eine andere Variante ist, dass du nur die Vokabel aufnimmst und beim Anhören die deutsche Form notierst. Auf diese Weise kannst du dich sozusagen selber abhören.

b) Fürs Auge

Fast ohne Anstrengung kannst du lernen, wenn du dir Vokabeln, Merkwörter, Formeln oder andere Lernhäppchen auf Post-its schreibst und dort aufhängst, wo du oft hinschaust. Jedes Mal, wenn du auf das Post-it schaust, siehst du deinen Lernstoff und prägst ihn dir so fast unbemerkt ein.

Ideal ist es natürlich, wenn du die Post-its an Stellen hängst, die zum Aufschrieb einen Bezug haben. Aber auch ohne Bezug zur Klebefläche ist diese Methode sehr effektiv.

Mein Tipp: Hänge nicht mehr als 10 Post-its mit Lernhäppchen auf.

Lernen ohne es zu bemerken mit der Post-it-Methode

c) Mit Bewegung

Gut ist es auch, wenn du dich beim Lernen bewegst, dann prägt sich der Lernstoff besser ein. Und mehr Spaß macht das Lernen auf diese Weise auch!

Du kannst beispielsweise beim Spazierengehen Vokabeln lernen, dich vielleicht auch von deiner Begleitung abfragen lassen. Vielen Kindern und Jugendlichen gefällt es auch, auf dem Trampolin springend ihren Lernstoff zu verinnerlichen. Eine andere Möglichkeit, Lernen mit Bewegung zu verbinden: Dein Lernpartner wirft dir einen Ball zu und stellt eine Frage, du wirfst den Ball zurück und antwortest. Es gibt unendlich viele weitere Möglichkeiten, das Lernen mit Bewegungen zu verbinden. Sicherlich findest du noch eigene Übungen, die dir Spaß machen und dir beim Wiederholen helfen.

d) Im Austausch mit anderen

Oft passiert es auch, dass der vorher als grau und langweilig empfundene Lernstoff interessanter wird, wenn du dich darüber mit anderen austauschst.

Wenn du beispielsweise einer anderen Person zu erklären versuchst, was du gelernt hast, dann bemerkst du selber ganz schnell, an welchen Stellen du noch unsicher bist oder was du noch nicht verstanden hast.

Wenn du mit Gleichgesinnten lernst, könnt ihr euch bei Problemen gegenseitig helfen, euch abfragen, Spiele oder ein Quiz zu dem Lernthema erstellen. Durch diese aktive Beschäftigung mit dem Lernstoff prägst du ihn dir besser ein, als wenn du ihn einfach nur stumpf und vielleicht auch gelangweilt liest.


Wenn du immer nur die selbe Lernmethode oder den gleichen Lernkanal anwendest, passiert das, was fürs Merken absolutes Gift ist – dein Gehirn langweilt sich und speichert die Infos nicht ab.

Deshalb ist es sinnvoll, wenn du immer wieder die Lernmethoden und die Lernkanäle wechselst, damit dein Lernen interessant und abwechslungsreich bleibt. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg und auch Spaß dabei!

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