Vorlesetipps für Eltern

Vielleicht geht es dir ja auch so: Du hast einen vollgepackten Alltag mit Job, Haushalt und Kindern. Manchmal hast du das Gefühl, dass du überrollt wirst von all den Eltern-Aufgaben, die noch zusätzlich anfallen.

Bis morgen Muffins für den Kindergarten backen, am Wochenende die Fußballtrikots waschen, den Fahrdienst zum Handballtraining übernehmen, mit dem Kind das Einmaleins wiederholen, die Logopädie-Übungen begleiten, die Lernwörter abfragen, zur U-Untersuchung gehen und und und.

Neben all diesen termingebunden Eltern-Aufgaben gibt es noch weitere Jobs, die von Müttern und Vätern erwartetet werden. Im Unterschied zu den oben genannten Aufgaben gibt es keine soziale Kontrolle und so kann es kommen, dass Eltern diese Jobs schleifen lassen. Das Vorlesen gehört dazu.

Ganz ehrlich: Ich verstehe sehr gut, dass man nach einem anstrengenden Tag nicht unbedingt Lust hat, seinem Kind zum 73. Mal „Cinderella“ vorzulesen. Aber wenn man sich mal vor Augen führt, welche Effekte das Vorlesen auf Kinder hat, beißt man vielleicht doch in den sauren Apfel und greift zum 74. Mal zu „Cinderella“.

Gute Gründe fürs Vorlesen

Für die Entwicklung eines Kindes ist Vorlesen nicht nur eine nette Freizeitbeschäftigung oder gemütliche Kuschelzeit mit Mama oder Papa. Beim gemeinsamen Buchlesen erwerben Mädchen und Jungen quasi nebenbei ganz viele Kompetenzen.

  • Der Wortschatz wird größer
  • Der Phantasie-Motor deines Kindes springt an
  • Dein Kind lernt Empathie
  • Es saugt Wissen auf
  • Beim Zuhören trainiert dein Sohn oder deine Tochter die Konzentrationsfähigkeit
  • Das logische Denken wird unterstützt und geschult
  • Das Lesenlernen fällt leichter
  • Dein Kind ist motivierter, Lesen zu lernen

Ein weiterer Vorteil des Vorlesens: Leser und Zuhörer kommen zur Ruhe und entspannen sich.

Sich zusammenkuscheln und gemeinsam in ein Buch eintauchen – einfach herrlich!

Außerdem kannst du durch das Vorlesen mit deinem Kind über Themen ins Gespräch kommen, die gerade sehr wichtig sind.

Und obwohl uns Eltern eigentlich klar ist, wie wichtig das Vorlesen ist, kommt häufig das Leben dazwischen und es gelingt nicht so ganz, eine Vorlese-Routine in der Familie aufzubauen. Wenn du manchmal auch mit dem Vorlesen haderst, dann helfen dir vielleicht meine Anregungen und Impulse.

Anregungen, wie du die Vorlesezeit so gestalten kannst, dass sie allen Spaß macht

5 Minuten reichen

Für dein Kind reicht es schon, wenn du 5 Minuten vorliest. Das ist eine sehr überschaubare Zeitspanne, die ihr bestimmt irgendwie in Euer Familienleben einbauen könnt, findest du nicht? Und vielleicht kommst du bei ein paar Minuten Kuschel- und Lesezeit mit deinem Kind selber etwas zur Ruhe und beginnst zu entspannen. Möglicherweise gelingt dir das Ankommen im Entspannungsmodus noch mehr, wenn Ihr es Euch so richtig gemütlich macht mit Kerze, Kuscheldecke und einem schönen Getränk.

Neues Lesefutter

Manchmal hapert es beim Vorlesen auch am passenden Lesestoff.

Für kleine Kinder ist es gut und sinnvoll, wenn sie immer wieder die selben Bücher und Geschichten vorgelesen bekommen.

Werden die Kinder größer, wünschen sie sich Abwechslung beim Lesen und mal ganz ehrlich: Auch wir Eltern sind froh, wenn wir nicht die selben Texte in Dauerschleife vorlesen müssen.

Gerade wenn man kleine Bücherfresser hat, die ständig nach neuem Vorlese-Nachschub verlangen, kann es ganz schön ins Geld gehen, wenn man jedes Buch neu kauft.

Warum nicht …

  • sich zu allen möglichen Gelegenheiten neue Bücher wünschen?
  • mit befreundeten Familien Bücher tauschen?
  • in die Bücherei gehen und sich dort mit neuem Lesestoff eindecken?
  • sich an Bücherschränken bedienen?
  • Bücher secondhand erwerben, bei Kindersachenbasaren oder im Internet?
  • auf kostenlose digitale Angebote zugreifen?
Gibt es bei Euch auch einen Bücherschrank, wo man sich Lesenachschub holen kann?

Aktuelle Themen durch die Lektüre aufgreifen

Manchmal hat ein Kind ein Problem oder trägt an einem Thema, mag aber nicht direkt darüber reden. Durch die Lektüre eines Buches mit der entsprechenden Thematik kann es gelingen, dass sich dein Kind öffnet und ihr ins Gespräch kommt.

Sachbücher können hilfreich sein, um tiefer in ein Thema zu einzudringen. Erzählerische Werke hingegen können deinem Kind durch die Identifikation mit einer Figur weiterhelfen.

Exklusivzeit mit einem Kind

Wenn du mehrere Kinder hast, kennst du das bestimmt: Ab und zu braucht jedes Kind mal Exklusivzeit mit dir. Dazu bietet sich das gemeinsame Vorlesen mit dem jeweiligen Kind prima an. Kaum eine andere gemeinsame Aktivität ist so schnell, einfach, kostengünstig und ohne großen Zeitaufwand umsetzbar.

Übung macht den Meister

Wenn du ein Kleinkind hast und ihm vorlesen möchtest, geht es zunächst gar nicht darum, den Text Wort für Wort zu lesen. Viele Kinder können längere Texte noch gar nicht aufnehmen und deshalb reicht es erst einmal vollkommen, wenn ihr gemeinsam durch das Buch blättert, die Bilder anschaut und dazu erzählt. Nach und nach kannst du ein bisschen Text vorlesen. Dabei kommt es gar nicht darauf an, dass du besonders gut liest oder den Text wie ein*e Schauspieler*in vorträgst. Wichtig ist, dass du dich dabei wohlfühlst.

Das Gute ist, dass man durch regelmäßiges Vorlesen immer besser wird und dadurch auch mehr Spaß daran hat. Wenn du dein Vorlesen gezielt verbessern möchtest, dann kann ich dir das Buch „Lies mal vor! Vorlesetipps vom Profi für alle von 9 bis 99“ von Irene Margil und Gabie Hilgert empfehlen.

Und wenn das mit dem Vorlesen absolut nicht klappt?

Wenn es noch andere Gründe gibt, die dich vom Vorlesen abhalten und bei denen meine kleinen Impulse nicht anschlagen, kannst du überlegen, ob du das Thema Vorlesen an eine andere Person übergibst. Das kann ein Familienangehöriger sein, eine Freundin oder jemand aus der Nachbarschaft.

Du kennst niemanden, der für dein Kind Vorlespartner*in sein kann oder will? Dann wende dich am besten an Ehrenamtliche, die mit deinem Kind Ausflüge in die Bücherwelt unternehmen. Die Mentor Lesehelfer vermitteln beispielsweise regional ehrenamtliche Vorlesepat*innen.


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