Was macht eine gute Handschrift aus?

Was macht eine gute Handschrift aus - schlecht Handschrift mit Titel

Vielleicht kennst du diese Situation auch? Dein Kind schreibt einen Text, liest ihn anschließend nicht noch einmal zur Kontrolle durch. So übersieht es viele offensichtliche Fehler, die es problemlos hätte korrigieren können. Gerade bei Klassenarbeiten und Prüfungen ist so ein Verhalten richtig ärgerlich und kann zu einer schlechteren Benotung führen.

Möglicherweise hat dein Kind keine Routine zur Eigenkorrektur entwickelt und lässt deshalb die Chance verstreichen, die eigenen Fehler zu verbessern. Bei vielen Kindern und Jugendlichen hat das fehlende Durchlesen eigener Texte allerdings eine ganz andere Ursache: Sie haben so eine unleserliche und chaotische Handschrift, dass sie ihre Worte selber kaum entziffern können und ihre Arbeiten deshalb nicht noch einmal durchgehen.

Sauklauen sind keine Einzelfälle, in jeder Klasse gibt es einige Kinder und Jugendliche, die unleserlich schreiben. Wie kommt es dazu, dass recht viele Schüler*innen Probleme mit ihrer Handschrift haben? Was macht eigentlich eine gute Handschrift aus? Und was kann dein Kind selber tun, um seine Handschrift zu verbessern? Das sind Fragen, auf die ich im folgenden Artikel eingehe.

1. Mögliche Ursachen für eine schlechte Handschrift

Recht viele Kinder und Jugendliche haben eine schlecht lesbare, unordentliche Handschrift. Spätestens in der weiterführenden Schule wird so eine Schrift zum Problem, wenn in allen Fächern viel und schnell geschrieben werden muss.

Eine Ursache für eine Sauklaue kann sein, dass die Schrift nicht gefestigt ist. Das Kind ist unsicher beim Schreiben und muss sich noch stark auf die Schreibmotorik konzentrieren. Manchmal liegt das daran, dass das Kind zu wenig Zeit hatte, den Bewegungsablauf beim Schreiben des Buchstaben so lange zu üben, bis er automatisiert ist. Das heißt, bis es ihn so schreiben kann, dass es nicht mehr über die Schreibbewegung nachdenken muss.

Oft beginnen die Erstklässler mit Druckschrift, in der zweiten Klasse folgt dann häufig die Schreibschrift. In Deutschlands Grundschulen werden drei verschiedene Schreibschriften unterrichtet: die Lateinische Ausgangsschrift, die Schulausgangsschrift und die Vereinfachte Ausgangsschrift. An manchen Schulen wird auch die Grundschrift gelehrt, ein Zwischending zwischen Schreib- und Druckschrift.

Der Name „Ausgangsschrift“ bedeutet übrigens, dass diese Schreibschriften als Basis für eine eigene, individuelle Handschrift dienen sollen. Viele Kinder haben jedoch so massive Probleme mit der Schreibschrift, besonders mit der Vereinfachten Ausgangsschrift, dass sie dieses Stadium nicht erreichen. Anstelle dessen kehren sie häufig zur Druckschrift zurück, die sich für flüssiges und leserliches Schreiben langer Texte nicht gut eignet.

Einige Kinder beherrschen auch die Druckschrift wegen mangelnder Übung nicht sicher, so dass für sie eine Rückkehr zu dieser Schrift nicht möglich ist. Die Folge kann dann ein chaotisches Schriftbild sein.

schlechte Schrift
Die Vereinfachte Ausgangsschrift ist gar nicht einfach

2. Was macht eine gute Handschrift aus?

Nachdem wir nun einen Blick auf die möglichen Ursachen für schlechte Handschrift geworfen haben, beschäftigen wir uns nun damit, was eine gute Handschrift überhaupt ausmacht.

Vielleicht fragst du dich, warum hier von guter und nicht von schöner Handschrift die Rede ist? Schönschrift ist schließlich ein etablierter Begriff. Ganz einfach: Weil eine gute Handschrift nicht zwangsweise schön sein muss.

Wenn du dir Kalligraphie- oder Lettering-Arbeiten ansiehst, wirst du sehr viele schöne und ästhetisch ansprechende Beispiele finden. Viele der verwendeten Schmuckschriften sind allerdings nicht alltagstauglich, da sie sich nicht schnell und flüssig schreiben lassen.

Und genau das ist es, was eine gute Handschrift ausmacht: Sie ist alltagstauglich, ist einfach und flüssig zu schreiben und kann problemlos gelesen werden.

Eine gute Handschrift wirkt harmonisch und ist regelmäßig.
Zu diesem Eindruck tragen folgende Punkte bei:

  • Die Buchstaben werden immer gleich ausgeführt
  • Sie unterscheiden sich voneinander
  • Die „Bäuche“ der Buchstaben sind geschlossen
  • Der Abstand zwischen den Buchstaben ist regelmäßig
  • Die Schrift schwankt nicht abwechselnd nach rechts und links, sondern ist sanft in eine Richtung ausgerichtet
  • Der Abstand zwischen den Wörtern ist angemessen, also nicht zu eng und nicht zu groß
  • Die Schrift orientiert sich an der Lineatur

3. Worauf sollte man achten, wenn es um die Handschrift geht?

Wenn dein Kind eine schlechte Handschrift hat, lohnt es sich auf jeden Fall, etwas Zeit und Energie aufzuwenden, um das Schriftbild zu verbessern. Es gibt äußere und innere Faktoren, die bei der Handschrift eine Rolle spielen können.

a. Äußere Faktoren, die Einfluss auf die Schrift haben können:

Um leserlich und flüssig schreiben zu können, ist die Stifthaltung wichtig. Dein Kind sollte den sogenannten Dreipunktgriff anwenden – den Stift mit Daumen und Zeigefinger halten, der Stift liegt dabei leicht auf dem Mittelfinger auf. Sollte sich dein Kind hiermit schwertun, dann helfen vielleicht die Übungen vom Institut für Schreibmotorik. Bei hartnäckigen Fällen kann eine Ergotherapie weiterhelfen.

Um nicht zu verkrampfen, ist es wichtig, dass das Handgelenk und der Arm locker sind. Wenn dein Kind in diesen Bereichen Schwierigkeiten hat, findest du Übungen für zuhause beim Institut für Schreibmotorik. Bei gravierenden Problemen ist es sinnvoll, eine Ergotherapeutin einzuschalten.

Die Sitzhaltung ist beim Schreiben ebenfalls wichtig, genauso wie gute Lichtverhältnisse.

Und zuletzt spielt natürlich auch die Auswahl des passenden Schreibwerkzeugs eine große Rolle beim Schreiben mit der Hand. Hier lohnt es sich, dein Kind unterschiedliche Stifte ausprobieren zu lassen. Bei den Kindern mit Schriftproblemen, die ich in meinen Lerntrainings betreue, beobachte ich beispielsweise, dass sie sehr gerne mit meinen weichen Brush-Pens schreiben.

Was macht eine gute Handschrift aus - das passende Schreibwerkzeug
Meine Lernkinder mit Schriftproblemen lieben das Schreiben mit Brushpens, die eigentlich für Lettering verwendet werden und eine breite, flexible und weiche Spitze haben.

Möglicherweise ist auch das Papier ungeeignet, das dein Kind verwendet. ajklsdsfaldjök

Neben diesen äußeren Faktoren spielt allerdings auch das Innere eine Rolle bei der Handschrift deines Kindes.

b. Innere Faktoren für eine gute Handschrift

Wie immer beim Lernen spielt die Motivation auch bei beim Erlernen der Schreibschrift bzw. Verbessern der Handschrift eine große Rolle. Daher ist es wichtig, dass dein Kind weiß, warum es nach der Druckschrift noch die Schreibschrift lernt.

Wenn dein Kind am Sinn der Schreibschrift zweifelt, dann hilft der Hinweis darauf, dass sich diese Schrift leichter und schneller schreiben lässt als Druckschrift.

Um eine gute Handschrift aus einer Ausgangsschrift zu entwickeln, sind außerdem Zeit und Geduld notwendig. Hat ein Kind Muße, dann wird es bereitwilliger Schreibversuche vornehmen und ausprobieren, wie es schreiben möchte. Unter Zeitdruck ist das nicht möglich.

Und letztendlich ist das Schreiben mit der Hand auch eine Frage der Konzentration und der Stimmung. Vielleicht kennst du das von dir selbst: Wenn man sehr aufgewühlt ist, dann zeigt sich das auch in der Handschrift.

Bei meinen Lernkindern mit Schriftproblemen beobachte ich übrigens immer wieder, dass sie in entspannter und ruhiger Stimmung ganz gerne unterschiedliche Stifte und Schreibweisen ausprobieren. Das ist eine gute Ausgangslage, um beispielsweise an der Stifthaltung oder am Optimieren von Buchstaben zu arbeiten.

4. Wie kannst du deinem Kind helfen, die Handschrift zu verbessern?

Gemeinsam mit deinem Kind kannst du überprüfen, ob die äußeren Faktoren für eine gute Handschrift stimmen und sie gegebenenfalls ändern.

In einem weiteren Schritt könnt Ihr einen Text deines Kindes anschauen und feststellen, wo genau die Probleme mit der Schrift liegen.

  • Sind einzelne Buchstaben ungünstig ausgeführt? Wie kann dein Kind sie alternativ schreiben, so dass sie lesbar und flüssig zu schreiben sind? Wie werden die Problembuchstaben mit den anderen Buchstaben verbunden?
  • Wie kommt dein Kind mit der Lineatur zurecht? „Tanzt“ die Schrift deines Kindes zwischen den Linien? Oder wechselt sie oft die Neigung?
  • Oder kommt die Unleserlichkeit der Schrift dadurch zustande, dass dein Kind unordentlich durchstreicht, Buchstaben überschreibt oder ähnliches?

Wenn ihr die Problemstellen in der Schrift deines Kindes herausgefunden habt, geht es darum, die alten Schreibgewohnheiten durch neue zu ersetzen.

Dazu braucht es Zeit und Geduld, um die neuen Schreibbewegungen regelmäßig zu üben und zu wiederholen, damit sie deinem Kind in Fleisch und Blut übergehen.

Ich wünsche Euch viel Erfolg dabei!

2 Kommentare zu „Was macht eine gute Handschrift aus?“

  1. Liebe Ilka,
    danke für die hilfreichen Anregungen, die ich gerne an meine Lerncoaching- Kinder und -Jugendlichen weiterleite.
    Und ein Ansporn für mich, wieder an meiner Schrift zu arbeiten, die in letzter Zeit manchmal unleserlich geworden ist.

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