Lesen- und Schreibenlernen beginnt im Kindergarten

Ein Kindergartenkind steht an einer Tafel mit Buchstaben und Zeichnungen und zeigt mit beiden Händen auf Buchstaben und Zeichnungen

Die meisten Kinder, die in die erste Klasse kommen, freuen sich auf die Schule. Fast immer nennen sie als Grund: Sie wollen endlich lesen, schreiben und rechnen lernen. Das Lesen- und Schreibenlernen beginnt allerdings schon viel früher, nämlich im Kindergartenalter.

Im Spiel das Schreiben imitieren

Sicherlich kennst du das von Kindergartenkindern: Im Spiel imitieren sie das Schreiben. So kann es sein, dass dein Kind so tut, als würde es einen Einkaufszettel verfassen, als Lehrkraft etwas an die Tafel schreiben oder sich Notizen machen.

Wenn du dir das Geschreibsel anschaust, wirst du kaum etwas erkennen oder entziffern können. Das ist aber auch nicht wesentlich. Viel wichtiger ist es, dass dein Kind in diesem Stadium begreift, wie wichtig das Schreiben ist und es selber lernen möchte. In der Schreibdidaktik spricht man bei diesem Stadium übrigens von der ersten Schreibstrategie.

Juchu! Ich kann meinen Namen schreiben!

Nach dem „Schreiben-Spielen“ wird dein Kind bald selber loslegen wollen und erste richtige Schreibversuche unternehmen. Bei den allermeisten Kindern ist es der eigene Name, den sie zu schreiben versuchen. Wenn du ein Kind dabei beobachtest, wird dir auffallen, dass das Kind die Buchstaben eher malt als schreibt. Das ist logisch, da es die korrekte Schreibbewegung erst in der Grundschule lernt.

Viele Kinder fangen in dieser Phase an, auch andere Wörter zu schreiben, die eine besondere Bedeutung für sie haben. Das können Namen von Familienangehörigen sein oder auch Logos von Marken, die das Kind mag. Daher bezeichnen Fachleute dieses Art des Schreibens als logographemisch. Sie wird außerdem als zweite Strategie auf dem Weg zum kompetenten Schreiber bezeichnet.

Bei diesen beiden Strategien ist ganz klar, dass sie auf das „eigentliche Schreiben“ vorbereiten. Aber es gibt noch weitere typische Kindergarten-Beschäftigungen, die dazu beitragen können, dass dein Kind später gut lesen und schreiben lernt.

Entwicklung der Sprachbewusstheit

Vorschulkinder entwickeln die phonologische Bewusstheit. Damit ist gemeint, dass es den Kindern gelingt, die rein inhaltliche Ebene der Sprache zu verlassen und sich auf die formale Seite zu konzentrieren.

Was heißt das nun konkret? Gibt man einem Kind in dem Alter die drei Wörter Tasse – Teller – Kasse vor und fragt, welche Wörter sich reimen, wird es Tasse und Kasse nennen, wenn es bereits die phonologische Bewusstheit ausgebildet hat. Bleibt das Kind hingegen auf der inhaltlichen Ebene, wird es Tasse und Teller nennen, da beide Wörter Geschirrteile bezeichnen.

Neben der Fähigkeit, Reime zu erkennen und zu bilden, bedeutet phonologische Bewusstheit auch, dass ein Kind in der Lage ist Wörter in Silben zu gliedern, Laute zu erkennen, einzelne Wörter in Sätzen herauszuhören.

Training der feinmotorischen Fertigkeiten

Um später das Schreiben in der Schule gut hinzubekommen, muss dein Kind in der Kita seine feinmotorischen Fertigkeiten schulen. Dies geschieht beispielsweise durch Malen. Dabei erfährt dein Sohn oder deine Tochter schon einmal, wie er/sie einen Stift am besten hält und mit welchem Druck er verwendet werden sollte.

Aber auch Alltagstätigkeiten können deinem Kind dabei helfen, seine Hand-Auge-Koordination zu trainieren, die für das Schreiben wichtig ist. Das kann beispielsweise beim gemeinsamen Backen oder Kochen ganz locker eingeübt werden, wenn dein Kind eine Zutat mit dem Löffel zu dem Rest gibt oder wenn es beispielsweise beim Plätzchenverzieren kleine Zuckerperlen greift und auf dem Gebäckstück anordnet

Falls du Übungen suchst, wie du mit deinem Kind die Hand- und Fingerkoordination auf spielerische Weise üben kannst, dann schau mal in die Lernvideos des Schreibmotorik-Instititus. Auch dieses Video von Dina Beneken kann ich dir empfehlen, wo sie dir ein Spiel zur Förderung der Graphomotorik für Vorschulkinder zeigt.

Wie kann ich mein Kita-Kind unterstützen?

Neben der Graphomotorik, also der motorischen Fertigkeiten, die für das Schreiben notwendig sind, kannst du mit deinem Kind natürlich auch die anderen Bereiche üben, die für das Lesen- und Schreibenlernen notwendig sind.

Normalerweise lernen Kinder diese Fertigkeiten in der Kindergartenzeit auf spielerische Weise. Das solltest du auch so machen, falls du dein Kind gut auf das Lesen und Schreiben vorbereiten möchtest.

Hier findest du eine kleine Auflistung, wie du mit deinem Kind das Sprachbewusstsein auf spielerische und spaßige Weise üben kannst.

Ein Junge und ein Mädchen sitzen auf einem Sofa und machen ein Klatschspiel. Über dem Foto befinden sich Tipps zur Förderung der Vorläuferfertigkeiten des Schreibens.

Du kennst keine Fingerspiele? Die alten Kinderlieder hast du vergessen? Kleine kindgerechte Reime sind dir nicht vertraut? Kein Problem: Im Buchhandel gibt es hierfür Bücher mit CD, die dir helfen können.

Oder hast du noch andere Ideen zur spielerischen Förderung des Sprachbewusstseins bei Kindergarten-Kindern? Schreibe deine Tipps gerne in die Kommentare!

1 Kommentar zu „Lesen- und Schreibenlernen beginnt im Kindergarten“

  1. Ich glaube, dass vielen Eltern nicht bewusst ist, wie wichtig dieses Thema ist! Als Gesellschaft muss uns klar werden, dass mehr Ressourcen für den vorschulischen Bereich bereitgestellt werden müssen. Ich denke da zum Beispiel an den Betreuungsschlüssen in Kitas!

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