So testest du die Lesegeschwindigkeit deines Kindes

Am Ende des Leselernprozesses sollte dein Kind so weit sein, dass es sich gar nicht mehr auf den eigentlichen Vorgang des Lesens konzentrieren muss und sich ausschließlich mit dem Inhalt des Textes beschäftigen kann. Eine wichtige Komponente, um dieses Ziel zu erreichen ist eine ausreichend hohe Lesegeschwindigkeit. Was passiert, wenn ein Kind nicht schnell genug liest, kannst du dir sicherlich vorstellen: Es ist gut möglich, dass es am Satzende schon nicht mehr weiß, was es am Anfang gelesen hat. Textverständnis ist so natürlich nicht möglich.

Mit Lautleseverfahren kann dein Kind sehr gut die Lesegeschwindigkeit trainieren. In diesem Artikel findest du Anregungen hierzu.

Bevor ihr mit einem Training beginnst, um die Lesegeschwindigkeit deines Kindes zu erhöhen, ist ein Lesegeschwindigkeits-Test sinnvoll.

Warum ist es sinnvoll, die Lesegeschwindigkeit zu testen?

Sicherlich kennst du solche Situationen, in denen du dich über einen längeren Zeitraum mit einer Sache abmühst, dich anstrengst und den Eindruck hast, überhaupt keine Fortschritte zu machen. Ähnlich kann es auch deinem Kind mit dem Lesenüben gehen – es bemerkt möglicherweise überhaupt keine Veränderung. Wenn das so ist, dann wird es schwierig, die Motivation aufrecht zu halten und weiterzumachen.

Wenn ihr den Lesegeschwindigkeitest durchführt und nach 4 oder 6 Wochen Lesetraining wiederholt, seht ihr, was sich inzwischen bei deinem Kind getan hat. Vielleicht macht es weniger Lesefehler? Oder der Lesefluss hat sich schon verbessert? Das sind tolle Fortschritte, die ihr unbedingt würdigen und feiern solltet!

Und was noch dafür spricht die Lesegeschwindigkeit zu testen (und zu trainieren): Leseforscher haben herausgefunden, dass ein Kind einen Text erst ab einer Lesegeschwindigkeit von etwa 150 gelesenen Wörtern pro Minute problemlos inhaltlich erfassen kann. Das Ziel sollte also sein, diesen Wert zu erreichen. Wenn ihr öfter mal das Lesetempo messt, könnt ihr sehen, wie weit ihr schon auf dem Weg zu diesem Ziel seid.

Das brauchst du, um die Lesegeschwindigkeit zu testen

Für den Test der Lesegeschwindigkeit brauchst du:

  • einen Timer, eine Uhr oder die Uhr auf deinem Handy
  • einen Stift
  • einen geeigneten Lesetext auf dem Niveau deines Kindes, der zweifach vorliegt

Bei der Auswahl des Lesetextes solltest du darauf achten, dass er zu dem Leseniveau deines Kindes passt. Sinnvoll ist außerdem, wenn er keine Abbildungen enthält, die dein Kind ablenken könnten.

Zur Orientierung bei der Textauswahl kannst du dich an diese Tabelle halten:

  • Ende 1. Klasse: 150 Worte, große Schrift, kurze Sätze
  • Ende 2. Klasse: 300 Worte, Lesestufe 1
  • Ende 3. Klasse: 450 Worte, Lesestufe 2
  • Ende 4. Klasse: 600 Worte, Lesestufe 3

So führst du den Test durch

Der Test sollte drei Minuten dauern. Stelle hierfür den Timer oder deinen Wecker entsprechend ein. Auf dein Signal beginnt dein Kind zu lesen.
Du liest währenddessen den Text mit und machst immer eine Markierung, wenn

  • dein Kind etwas falsch liest
  • eine Minute um ist

Nach drei Minuten gibst du deinem Kind das Zeichen, dass das Lesen nun vorbei ist und markierst das Wort, das zuletzt vorgelesen wurde.

Die eigentliche Testphase ist schon vorbei, nun kannst du den Test auswerten.

Zur Auswertung des Tests

Es gibt Orientierungswerte, wie schnell ein Kind in der jeweiligen Klasse lesen können sollte. Lass dich und dein Kind bitte nicht entmutigen, wenn der Wert deines Kindes unter den Idealwerten seines Alters liegt. Mit etwas Übung werdet auch ihr es schaffen, dass dein Kind bald schon besser liest.

Die gelesenen Wörter pro Minute kannst du ganz einfach ermitteln, indem du die Anzahl der richtig gelesenen Wörter durch 3 teilst. Heraus kommt dann, wie viele Wörter pro Minute (WPM) dein Kind liest.

  • Ende Klasse 1: 20-35 WPM
  • Ende Klasse 2.: 60-85 WPM
  • Ende Klasse 3: 105-120 WPM
  • Ende Klasse 4: idealerweise 150 WPM oder mehr

Neben der Lesegeschwindigkeit kannst du mit diesem Test auch die Lesegenauigkeit, die Dekodierfähigkeit, ermitteln. Während des Lesens hast du ja die Lesefehler markiert. Nun kannst du ausrechnen, wie hoch die Dekodierfähigkeit ist. Dazu verwendest du folgende Formel: richtig gelesene Wörter : gelesene Wörter x 100.
Übrigens braucht dein Kind für ein gutes Textverständnis eine Dekodierfähigkeit von mindestens 95%.

Falls der Wert in diesem Bereich noch nicht erreicht ist, ist es sinnvoll, erst einmal das genaue Lesen zum Beispiel mit „Blitzlesen“ zu trainieren, ehe die Geschwindigkeit des Lesens erhöht wird.


Ich wünsche deinem Kind und dir viel Erfolg und natürlich auch Spaß beim Lesenüben. Falls du das Lesetraining deines Kindes nicht selber übernehmen kannst oder möchtest, unterstütze ich euch gerne. Melde dich einfach unverbindlich bei mir.

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