Aufgeschlagenes Buch auf einem Tisch liegend. Im Hintergrund Bücher in einem Regal

Wenn dein Kind Probleme mit dem Lesen hat, sei es mit dem Entziffern oder mit dem Leseverständnis, lohnt immer ein Blick auf die Leseflüssigkeit.

Die Leseflüssigkeit umfasst mehrere Teilkompetenzen, die ein Kind stufenweise beim Lesenlernen aufbaut. Die vier Stufen, die die Leseflüssigkeit ausmachen, sind folgende:

  1. Dekodieren, also das Übersetzen der Buchstaben in Laute
  2. Wortautomatisierung zum Ausbau des Sichtwortschatzes. Das bedeutet, dass dein Kind Wörter beim Lesen auf einen Blick erfassen und mit seinem „inneren Wörterbuch“ vergleichen kann.
  3. Lesegeschwindigkeit
  4. Leseausdruck

    Um den Inhalt von Texten verstehen zu können, ist die Leseflüssigkeit eine wichtige Grundvoraussetzung. Wie du deinem Kind helfen kannst, mit Lautleseverfahren die Leseflüssigkeit zu verbessern, zeige ich dir in folgendem Text.

Was sind Lautleseverfahren?


Der Schwerpunkt Lautleseverfahren liegt auf der technischen Seite des Lesens, der inhaltliche Aspekt der Texte ist beim Aufbau der Leseflüssigkeit zweitrangig. Wie der Name schon sagt, wird bei diesen Methoden laut oder halblaut gelesen.

Es gibt zwei Gruppen von Lautleseverfahren: Das wiederholte Lautlesen und das chorische Lautlesen.

1. Leseflüssigkeit verbessern durch wiederholtes Lautlesen

Mit dem wiederholten Lautlesen kann dein Kind das genaue Lesen und die Lesegeschwindigkeit besonders gut üben.

Zu Beginn des Trainings legt Ihr fest, welche Lesegeschwindigkeit dein Kind durch das Üben erreichen soll. Im Idealfall setzt man eine Lesegeschwindigkeit von 100 Wörtern pro Minute als Ziel an.

Je nach Ausgangslage deines Kindes ist aber auch eine geringere Geschwindigkeit als Zielsetzung sinnvoll, damit es schnell Erfolge erleben kann. Beim nächsten Text setzt Ihr die erwünschte Lesegeschwindigkeit etwas höher an, so dass Ihr schrittweise zu dem Ideal der 100 Wörter pro Minute kommt.

Bevor es mit dem eigentlichen wiederholten Lesen losgeht, liest du mit deinem Kind den Text ein erstes Mal. Du kannst mit ihm unklare Begriffe klären und kurz über den Inhalt sprechen.

Bei der Auswahl eines Textes solltest du darauf achten, dass er nicht zu lang und nicht zu kompliziert ist. Während dein Kind liest, misst du, wie viele Wörter es pro Minuten liest und notierst die Lesefehler. Dieser erste Schritt ist wichtig, damit Ihr den Lesefortschritt bei den folgenden Durchgängen festhalten könnt.

Dein Kind liest nun den Text oder Textabschnitt so lange (halb-)laut vor, bis die vorher festgelegte Lesegeschwindigkeit erreicht wurde.

Mit Lautleseverfahren die Leseflüssigkeit verbessern. Mutter und Tochter sitzen, haben ein Buch auf den Beinen, die Mutter schaut ins Buch, die Tochter blickt in die Luft

2. Chorisches Lautlesen zum Aufbau der Lesefertigkeit

a) Mitleseverfahren

Mit dem Mitleseverfahren kann dein Kind alleine seine Leseflüssigkeit verbessern. Es liest einen Text halblaut, den es gleichzeitig über ein Hörbuch hört.

Durch das gleichzeitige Lesen und Hören der Wörter prägen sich diese besser ein und können deinem Kind dabei helfen, seinen Sichtwortschatz zu erweitern. Wichtig bei dieser Methode ist es natürlich, dass der Text identisch mit der Audioversion ist. Bei ungekürzten Hörbüchern ist dies der Fall.

Ein Nachteil dieser Methode kann darin liegen, dass die Lesefehler deines Kindes bei dieser Methode unkorrigiert bleiben. Deshalb rate ich dazu, dieses Mitleseverfahren nur gelegentlich einzusetzen oder wenn dein Kind schon ein ganz gutes Leseniveau erreicht hat.

b) Echolesen

Beim klassischen Echolesen liest du einen (Teil-)Satz vor und dein Kind wiederholt ihn versetzt wie ein Echo.

Wenn dein Kind schon etwas besser lesen kann, könnt Ihr Wort- oder Satzpaare verwenden, die sich reimen. Bevor Ihr mit dem Üben beginnt, lest Ihr einmal gemeinsam die Wort- oder Satzpaare durch. Anschließend beginnst du mit dem ersten Wort eines Wortpaares, dein Kind liest daraufhin das entsprechende Reimwort.

Ihr lest alle Reimpaare in einem Zug durch. Wichtig ist, dass du darauf achtest, sehr deutlich zu lesen, so dass die Silben des Wortes gut zu hören sind.

Ein Beispiel für einen Echolesen-Text findest du hier. Natürlich kannst du mit deinem Kind auch eigene Texte aus Reimwörtern zusammenstellen. So kann dein Kind auch das Reimen üben und Spaß macht es auch.

Echolesen kann man ebenfalls in Gruppen oder Schulklassen üben. Dazu wird die Klasse in zwei Gruppen geteilt. Die eine Gruppe liest den ersten Teil im Chor, die andere Gruppe antwortet mit dem zweiten Teil.

Mit Lautleseverfahren die Leseflüssigkeit verbessern. Ein Mädchen und ein Junge liegen auf dem Fußboden und schauen sich in die Augen. Beide haben Bücher in der Hand.

c) Lesetandems

Das Lesetandem ist eine sehr populäre Lautlesemethode und kann sowohl in Klassen, als auch zuhause eingesetzt werden.

Bei dieser Methode liest du gemeinsam mit deinem Kind synchron halblaut einen Text. Um deinem Kind bessere Orientierung zu bieten, kannst du mit dem Finger unter den zu lesenden Wörtern entlangfahren.

Einen Text solltet Ihr mehrere Male während einer Übungseinheit lesen. Wenn du deinem Kind die Lesefortschritte vor Augen führen möchtest, kannst du die Lesefehler in jedem Durchgang in einer anderen Farbe unterstreichen.

Durchführung des Lesetandems

Die Übungseinheiten des Lesetandems folgen einem einfachen Schema, das in jedem Durchgang gleich ist.

Auf ein Signal hin beginnt Ihr mit dem halblauten Lesen des Textes. Wenn dein Kind etwas falsch liest, klopfst du auf den Tisch. Verbessert dein Kind seinen Fehler innerhalb von vier Sekunden, wird zum vorherigen Satzanfang gesprungen und von dort aus neu gestartet.

Gelingt es ihm in den vier Sekunden nicht, sich selber zu korrigieren, zeigst du auf das falsch gelesene Wort und verbessert es. Außerdem kannst du nun den Lesefehler in der entsprechenden Farbe markieren.

Wenn dein Kind etwas sicherer ist, kann es auch Teile des Textes alleine lesen. Vielleicht könnt Ihr vor dem Lesen ein Zeichen vereinbaren, das dein Kind macht, wenn es ohne dich lesen möchte.

Nonverbal kannst du dein Kind an dieser Stelle kräftig loben. Lies den Text leise mit, während dein Kind laut liest.

Nach jedem Durchgang könnt Ihr einen Haken an den Text machen, damit Ihr seht, wie häufig Ihr schon gelesen habt.

Wie viele Durchgänge notwendig sind, bis dein Kind den Text flüssig und betont lesen kann, ist individuell unterschiedlich. Wichtig ist, dass Ihr nicht mehr als 5 oder 6 Runden macht und den Lese-Erfolg des Kindes entsprechend feiert!

Methoden- und Textauswahl

Um an der Leseflüssigkeit deines Kindes zu arbeiten, ist es sinnvoll, mehrere Lautlese-Methoden auszuprobieren. Wichtig ist es, dass du für diese Trainingsrunden passende Texte wählst. Sie sollten nicht zu lang und kompliziert sein und dein Kind ansprechen.

Hier findest du Texte für das Lesetraining mit deinem Kind:

Bildungsserver Berlin-Brandenburg (differenziertes Material zum Ausdrucken)

Der Lesekoch (vielfältiges Material zum kostenlosen Herunterladen)


Ich wünsche dir und deinem Kind viel Spaß und Erfolg mit den Lautlese-Methoden.

Manchmal funktioniert das Lesen-Üben mit dem eigenen Kind nicht so wie gewollt.

Gerne helfe ich Euch in dem Fall mit einem maßgeschneiderten Lese-Programm weiter und unterstütze dein Kind beim Eintauchen in die Buchstabenwelt. Melde dich einfach bei mir für ein kostenloses Kennenlerngespräch.

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