In meinem Umfeld merke ich immer wieder, dass der Unterschied zwischen Lerntherapie und Nachhilfe unklar ist. Teilweise bezeichnen selbst Interessenten, die bei mir Unterstützung für ihr Kind suchen, mein Angebot als Nachhilfe.
Das liegt vielleicht daran, dass es schon sehr lange Nachhilfeangebote gibt und die meisten wissen, was man sich darunter vorstellen kann. Aber wenn die Sprache auf Lerntherapie kommt, bemerke ich oft Verwirrung. Ich werde immer wieder gefragt: Was ist Lerntherapie überhaupt und was genau wird dort gemacht? Und worin unterscheidet sie sich vom Nachhilfeunterricht?
In meinem Text gehe ich auf diese Fragen ein. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen!
Darum geht es hier:
1. Lerntherapie
a. Was ist Lerntherapie und für wen ist sie geeignet?
Die Lerntherapie ist ein Angebot für Kinder, Jugendliche und teilweise auch für Erwachsene, die mit den Grundfertigkeiten
- Lesen
- Schreiben
- Rechnen
massive Probleme haben. Häufig sind Menschen, die eine Lerntherapie besuchen, von LRS/Legasthenie (Lese-Rechtschreib-Schwäche) oder Dyskalkulie (Rechenschwäche) betroffen.
Wenn ein Kind in der Schule einen Nachteilsausgleichs erhält, ist das oft an die Bedingung geknüpft, dass das Kind eine spezielle Förderung erhält. Neben schulischen Unterstützungsangeboten kann diese Förderung auch im Rahmen einer Lerntherapie erfolgen.
Grundsätzlich steht das Angebot aber allen Personen offen, die gravierende Schwierigkeiten mit dem Lesen, Schreiben oder Rechnen haben. Deshalb ist eine Legasthenie- oder Dyskalkulie-Diagnose auch keine Voraussetzung für Lerntherapie.
Neben der Vermittlung der Lese-, Schreib- und Rechenfertigkeit spielen in der Lerntherapie auch Konzentrationsübungen, Lernorganisation und Lerntechniken eine Rolle.
Häufig haben Kinder, die mit der Lerntherapie starten, sehr negative Erfahrungen rund ums Lernen und die Schule gemacht. Die Folge: Die Mädchen und Jungen haben ein negatives Selbstbild entwickelt. Den Kindern zu einem gesunden Selbstvertrauen zu verhelfen, ist daher ein weiteres sehr wichtiges Element der Lerntherapie.
b) Wo setzt Lerntherapie an?
Mit verschiedenen Testverfahren und Beobachtungen ermittelt die Lerntherapeutin/der Lerntherapeut ganz am Anfang einer Lerntherapie, in welchen Bereichen des Schriftsprach- oder Rechenerwerbs das Kind Schwierigkeiten hat. Diese Erkenntnisse zum aktuellen Lernstand werden aufgeschrieben und an die Eltern ausgehändigt.
Auf Grundlage dieser Lernstandsanalyse entwickelt die Lerntherapeut*in einen Förderplan. In dem Förderplan steht, welche Bereiche in welcher Reihenfolge bearbeitet werden sollen.
Das Kind bearbeitet die Punkte des Förderplans in seinem eigenen Tempo. Ein ganz wichtiges Prinzip in der Lerntherapie: Ein Kind arbeitet so lange an einem Thema, bis es sicher in der Anwendung ist. Erst dann folgt das nächste Thema.
c) Wer veranlasst eine Lerntherapie und wer zahlt?
In der Regel fällt in der Grundschule auf, dass ein Kind massive Schwierigkeiten mit dem Lesen, Schreiben oder Rechnen hat, nicht mit dem Rest der Klasse mithalten kann und deshalb eine besondere Unterstützung braucht. Teilweise empfehlen Lehrkräfte eine Förderung. Oft entscheiden sich aber auch die Eltern aus eigenen Stücken für eine Förderung ihres Kindes, wenn sie die Probleme bemerken.
Eine ärztliche Verordnung für Lerntherapie gibt es nicht. Die Kosten müssen die Eltern in der Regel selber tragen und monatlich zwischen 150 und 300 Euro für die Förderung ihres Kindes einplanen. Die Preise für Lerntherapie unterscheiden sich je nach Region stark.
In bestimmten Härtefällen kannst du beim Jugendamt eine Teilübernahme der Lerntherapie-Kosten beantragen. Hier kannst du mehr dazu lesen.
Aber Achtung: Das Bewilligungsverfahren dauert in der Regel lange und endet nicht immer mit einem positiven Bescheid. Ich rate dir deshalb, dass du schon vorher für eine fachliche Unterstützung deines Kindes sorgst, damit es schnell die notwendige Förderung erhält.
Einzel- oder Gruppenunterricht?
Lerntherapie ist teuer und muss in den meisten Fällen von den Eltern finanziert werden. Etwas günstiger ist es, wenn dein Kind in einer lerntherapeutischen Praxis an einem Gruppenangebot teilnimmt.
Meine Meinung: Am wichtigsten ist es, dass dein Kind Förderung erhält, wenn es massive Probleme mit dem Lesen, Schreiben oder Rechnen hat. Wenn ihr die Wahl zwischen Gruppen- und Einzeltraining habt, würde ich das 1:1-Angebot empfehlen, da dein Kind in diesem Setting eine passgenaue Unterstützung erhält und
- das Lerntempoindividuell bestimmt
- sich nur mit den Themen beschäftigt, die für dein Kind relevant sind
d) Wie lange dauert eine Lerntherapie?
Die Frage lässt sich eigentlich nicht beantworten, da sich die Dauer einer Lerntherapie nach dem jeweiligen Kind und seinen Herausforderungen richtet.
Bei manchen Mädchen und Jungen reichen einige Monate lerntherapeutische Begleitung, bei anderen Kindern kann die Unterstützung mehrere Jahre notwendig sein.
Schreiben kann man nicht nur mit dem Stift. In der Lerntherapie werden ganz unterschiedliche kreative und spielerische Ansätze verwendet, damit die Kinder Spaß am Lesen, Schreiben und Rechnen gewinnen.
2. Was ist Nachhilfe?
a) Was ist Nachhilfe, für wen ist sie sinnvoll und wo setzt sie an?
Wenn ein Schüler oder eine Schülerin starke Schwierigkeiten in einem Fach hat, dass die Noten in Klassenarbeiten und auf dem Zeugnis abrutschen, kommt häufig Nachhilfe als Rettungsanker ins Spiel. In der Regel wird in der Nachhilfe aktueller Schulstoff wiederholt und geübt.
Nachhilfe gibt es für jedes Fach und für jedes Bedürfnis. So greifen beispielsweise auch Studierende, die in einem Bereich Schwierigkeiten haben, gerne auf Nachhilfe zurück.
b) Dauer der Nachhilfe
Nachhilfe kann unterschiedlich lange dauern. In manchen Fällen reichen einige Stunden, um eine Arbeit oder Klausur zu bestehen. In anderen Fällen ist es Ziel der Nachhilfe, vorhandene Lücken zu schließen, was Monate oder Jahre dauern kann.
c) Was kostet Nachhilfe?
Eine Nachhilfestunde kostet ab 10 Euro pro Stunde. Nach oben gibt es keine Begrenzung.
Wenn du möchtest, dass dein Kind Nachhilfe erhält, musst du den Unterricht selber finanzieren.
3. Was sind die Hauptunterschiede zwischen Lerntherapie und Nachhilfe?
Lerntherapie und Nachhilfe sind außerschulische Förderangebote für Kinder und Jugendliche. In der Regel müssen die Familien den Unterricht aus eigener Tasche bezahlen. Die Preise für eine Lerntherapie sind in der Regel wesentlich höher als für Nachhilfeunterricht.
Nachhilfe gibt es für alle Fächer, es wird vom aktuellen Stoff ausgegangen. In der Lerntherapie hingegen geht es an das Fundament des Lesen-, Schreiben- und Rechnenlernens.
Im Nachhilfeunterricht arbeitet dein Kind genau an dem Thema , das aktuell relevant ist.
In der Lerntherapie können neben der Vermittlung der Grundfertigkeiten auch weitere Bereiche eine elementare Rolle spielen: Steigerung der Konzentrationsfähigkeit, Vermittlung von Lerntechniken, Strategien zur Lernorganisation. Ein ganz wesentlicher Bestandteil der Lerntherapie ist außerdem die Stärkung des Selbstvertrauens.
Als Nachhilfekraft kann jede*r tätig sein, egal ob Schüler*in, Lehrkraft, Rentner*in. Eine besondere fachliche oder pädagogische Qualifizierung ist nicht erforderlich.
Ganz anders sieht es bei Lerntherapeut*innen aus. Sie verwenden Methoden und Ansätze aus unterschiedlichen Disziplinen wie Psychologie, Fachdidaktik, Medizin, therapeutische Richtungen und benötigen für ihre Arbeit eine spezielle Ausbildung.
Nachhilfeangebote gibt es in ausreichendem Umfang.
Es ist hingegen schwierig, einen Lerntherapieplatz zu bekommen.
Warum mein Angebot nicht „Lerntherapie“ heißt
Ich biete zwar Lerntherapie an. Wenn du dich allerdings auf meiner Website umschaust, findest du diesen Begriff nicht. Anstelle dessen verwende ich für mein Angebot die Bezeichnungen „LRS-/Legasthenie-Training“ oder „Lerntraining“.
„Therapie“ weckt bei Eltern und Kindern oft negative Assoziationen. Mit dem Wort „Training“ hingegen verbinden die meisten Menschen etwas Positiveres, beispielsweise ein Sporttraining.
Übrigens integriere ich in mein Training auf Wunsch der Familien auch Elemente der Nachhilfe und lerne mit den Kindern für anstehende Deutscharbeiten.
Bis Erfolge unserer normalen Zusammenarbeit sichtbar sind, kann es manchmal dauern. Wenn meine Lernkinder mit mir auch für Deutscharbeiten üben, sehen sie in der Regel schnell, dass das Arbeiten mit mir etwas bringt und sind dadurch motiviert, an ihrem Deutsch-Fundament zu arbeiten.
4. Was tun, wenn du keinen Lerntherapie-Platz findest?
Einen Lerntherapie-Platz zu finden, ist schwierig. Solltest du vielleicht doch auf Nachhilfe ausweichen? Davon rate ich ab, denn die Zielsetzung von Nachhilfe ist eine ganz andere. Außerdem kannst du nicht davon ausgehen, dass die Nachhilfekraft qualifiziert ist, deinem Kind die Grundfertigkeiten zu vermitteln.
Was besser ist:
Unterstütze dein Kind selber mit meiner Begleitung!
Ich biete dir an, eine Lernstandsanalyse deines Kindes anzufertigen. Dann siehst du, wo genau die Schwierigkeiten deines Kindes liegen.
Mit dem Förderplan, den ihr außerdem erhaltet, weißt du genau, was du in welcher Reihenfolge mit deinem Kind lernen solltest. Ergänzend erhaltet Ihr von mir ein pdf mit Tipps, damit das Rechtschreibtraining gelingt und Materialempfehlungen.
Hier kannst du dich genauer über dieses Angebot, den Rechtschreib-Check , informieren.
Und falls du auch danach noch Unterstützung durch mich brauchst oder ein anderes Anliegen rund ums Lesen, Schreiben oder Lernen hast, kannst du dir gerne ein Beratungsgespräch bei mir buchen.