Manche Monate wirken im Rückblick leicht und beschwingt. Dann gibt es die eher ruhigen Zeiten, in den scheinbar wenig zu passieren scheint. Und schließlich sind da noch die Monate, die richtig herausfordernd sind. Ein Exemplar der letzten Sorte war mein Februar.
Immer wieder stand ich vor Situationen, die mich ordentlich durcheinandergewirbelt haben. Das ist anstrengend, aber durch dieses Rumwirbeln hat sich bei mir auch einiges bewegt und gelöst, was ja überhaupt nicht verkehrt ist. Mehr darüber liest du in meinem Rückblick.
Darum geht es hier:
1. Mir werden die Wurzeln gezogen
Eine Sache, die mich diesen Monat sehr bewegt und beschäftigt hat, war der Verkauf der elterlichen Wohnung.
Seit über fünf Monaten hatte ein Makler versucht, die Wohnung zu verkaufen, ohne Erfolg. Kurz vor Weihnachten gab es dann allerdings eine Wende. Bei einer Besichtigung verliebte sich eine Interessentin sofort in die Wohnung. Nach einigem Hin und Her ging es sehr schnell, bis meine Schwester und ich Anfang Februar im Notarbüro saßen und den Kaufvertrag unterschrieben.
Die Woche vor dem Termin ging es mir richtig schlecht. Ich machte mir Gedanken, ob die Interessentin wirklich zu dem Verkaufstermin erscheinen würde. Diese Zweifel sind wohl normal.
Was mir natürlich auch nahe ging, dass mit dem Verkauf der Wohnung der letzte Rest vom Leben meiner Eltern verschwinden würde. Sie waren im letzten Frühling und im vorletzten Herbst gestorben, ihre Wohnung wirkte aber immer noch ein bisschen so, als würden sie gleich zur Tür reinkommen. Denn wir hatten auf Anraten des Maklers für die Besichtigungs-Termine alle Möbel in der Wohnung gelassen.
Was aber noch heftiger und vollkommen unerwartet war: Ich merkte, dass ich doch sehr an meiner Herkunftsregion und an dem Ort meiner Kindheit und Jugend hänge. Und das, obwohl ich mit 20 Jahren heilfroh gewesen war, dort wegzukommen und auch danach nie Sehnsucht nach Haan gehabt hatte. Aber kurz vor dem Verkauf der Wohnung begriff ich auf einmal, was „Heimat“ bedeutet und wie es sich anfühlt, diese jetzt zu verlieren.
Es fühlt sich so an, als hätten ein paar Wurzeln von mir immer noch dort in der Erde gesteckt und wären nun durch den Wohnungsverkauf endgültig herausgerissen worden. Ich male mir solche Dinge immer gerne bildlich aus. So kommt es, dass in meiner Vorstellung diese Wurzeln wie überdimensionierte Kartoffelkeime aussehen und neben der A3 liegen. Was mit ihnen geschieht, ist noch nicht klar. Ziehen sie sich bis in meine neue Heimat in Hessen zurück und gehen hier in den Boden oder bleiben sie einfach im Rheinland neben der Autobahn liegen? Ich weiß es nicht. Beides ist okay.
Nach dem Notariatstermin ging es noch ein letztes Mal mit der Käuferin in die Wohnung. Eigentlich hatten meine Schwester und ich diesen Schritt vermeiden wollen. Aber im Nachhinein war es genau richtig so. Die Käuferin freute sich so über die Wohnung, in der unsere Eltern so gerne gelebt hatten und sie übernahm einige der selbstgebauten Regale und Schränke unseres Vaters. Das war ein gutes Gefühl!
Ich nahm als letzte Erinnerung vor der Räumung der Wohnung das gezeichnete Stadtwappen mit. Es ist von der Freundin meiner Mutter, die sie nach meiner Geburt im Krankenhaus kennengelernt hatte.
2. Ich verstehe nur Bahnhof
Übrigens konnte ich mich so gut in meine Lernkinder mit Leseschwierigkeiten reinversetzen, als ich den Vertragsentwurf für den Wohnungsverkauf vor mir hatte.
Ich versuchte, das 18-seitige Dokument zu verstehen – ohne Erfolg. Gemeinsam mit meinen beiden Geschwistern ging ich den Text noch einmal durch, um wenigstens im Notariat klären zu können, WAS wir nicht verstanden hatten. Alleine dieser Prozess war unglaublich zeitraubend und anstrengend. Und ganz ehrlich: Spätestens ab Seite 16 musste ich sehr stark gegen ein immer größer werdendes „Ist doch egal!“ ankämpfen.
Schließlich hatten wir geklärt, was die unverständlichen juristischen Begriffe zu bedeuten hatten und dann war es auch egal, dass die Notarin bei unserem Termin den Text in einem Schweinsgalopp ohne jegliche Betonung vorlas und man dadurch nichts verstehen konnte.
3. Ich darf nicht krank sein!?
Schon in der Woche vor dem Notartermin hatte ich meine Lerntrainings absagen müssen, weil ich einen Magen-Darm-Infekt erwischt hatte. Als Magen und Darm wieder Ruhe gaben, ging es direkt mit einer dicken Erkältung weiter. Ich musste die zweite Woche in Folge meine Stunden canceln.
Für mich war das ein schwieriger Schritt. Natürlich ist es als Selbstständige finanziell übel, wenn ich nicht arbeite. Noch unangenehmer waren allerdings meine inneren Stimmen, die mir fortwährend Vorwürfe machten: Ich sei nicht belastbar, nicht zuverlässig, würde mich anstellen.
Wie gut, dass ich mich mit ein paar Freundinnen darüber austauschte und sie mir den Kopf geraderückten! Und der Spruch einer Mutter gab meinem Fehlen sogar einen positiven Anstrich: „Ilka, ich glaube, dass meinem Sohn die zwei Wochen Pause mal ganz gut taten.“ Ich hoffe, dass ich mir diesen Satz bei der nächsten Krankheit ins Gedächtnis rufen kann und besser damit umgehen werde, wenn ich wieder mal ein Lerntraining absagen muss.
4. Mein Do-it-yourself-Hamsterrad
Mein Plan für mein Business war eigentlich gewesen: Ich baue mir einen soliden Stamm an Lernkindern auf, die ich in Präsenz unterrichte. Wenn ich das erreicht habe, dann erstelle ich digitale Produkte, um mir ein Zubrot zu verdienen.
Ende des letzten Jahres hatte ich nun diese mir selbst gesetzte Marke erreicht. Meinen Sprung in die digitale Welt zögerte ich aber weiter hinaus.
Woran das lag? Ich bekam viele Anfragen von Eltern, die sich Unterstützung für ihr Kind wünschten. Es war für mich klar, dass ich nicht noch mehr Kinder wöchentlich betreuen möchte. Aber ich hatte extra ein Angebot für Eltern konzipiert, damit diese ihre Kinder selber unterstützen können, den Rechtschreibcheck und verkaufte diesen mehrmals. Den Aufwand, den diese Art der Lernstandserhebung bedeutet, hatte ich gründlich unterschätzt.
Aus der Nachbarschaft bekam ich eine Anfrage für ein Lerncoaching und sagte auch hierfür zu. Natürlich war es klasse, mal wieder in dem Bereich zu arbeiten und mitzubekommen, dass das Kind von unserer Zusammenarbeit profitieren konnte. Aber auch das fraß Zeit, die mir an anderer Stelle fehlte.
Einerseits trug mein Helfen-Wollen dazu bei, dass ich meinen ursprünglichen Plan mit den Online-Angeboten über Bord warf. Andererseits ist ein Online-Business Neuland für mich und es erscheint so unendlich viel leichter, einfach in meiner aktuell gar nicht so komfortablen Komfortzone zu bleiben.
6. Das darf im März passieren
Meine kurzen Aufträge sind beendet und für den März habe ich fest eingeplant, das Thema „Newsletter“ mal richtig anzupacken. Ein erster Schritt Richtung Onlinewelt!
Ende März beginnen bei uns die Osterferien und im Idealfall kann ich dann schon mit der Konzeption meines ersten Produkts starten. Genug Ideen habe ich, jetzt geht es endlich ans Umsetzen.
Und ein weiterer Punkt, der mir für diesen Monat ganz wichtig ist: Finger weg von Hamsterrädern! Ich werde auch weiterhin Lerncoaching und Rechtschreib-Checks anbieten, aber das besser dosieren.
7. Darüber habe ich gebloggt
Obwohl der Februar ganz schön ruckelig war, habe ich es geschafft jede Woche zu bloggen. Wieder ist eine bunte Mischung aus Fachlichem, Persönlichem mit einer Prise Business entstanden.
Mein Januar begann ganz gemütlich.
Meine Lerntrainings finden nämlich nur statt, wenn auch Schulunterricht ist und da Hessen bis Mitte Januar Ferien hatte, fiel dieser Teil meiner Arbeit in der Zeit weg. Unterrichtsfreie Zeit bedeutet für mich allerdings nicht Urlaub und so war ich auch Anfang Januar mit meinem Business beschäftigt.
Hier kannst du weiterlesen.
Eine beliebte Hausaufgabe in der Grundschule lautet: Lernwörter üben. Manche Kinder erhalten wöchentlich Wörter-Listen, die sie lernen sollen. In anderen Klassen werden Lernwörter aufgegeben, um eine Klassenarbeit in Diktat-Form vorzubereiten. Eines ist in beiden Fällen gleich: Kinder und Eltern empfinden das sture Auswendiglernen der Wortlisten häufig als ineffektiv und langweilig.
Den kompletten Text liest du hier.
Es ist der 12. Februar und heute ist der höchste Karnevals-Feiertag, Rosenmontag. Bei mir ist allerdings nichts mit Frohsinn und Ausgelassenheit, denn mich hat eine fette Erkältung im Griff. Und nicht nur mich ärgern die Viren – kurz nach 7 Uhr ruft schon meine Hausarzt-Praxis ab und sagt meinen Termin zur Besprechung einer Orthopädie-Diagnose ab.
Wie mein Rosenmontag weiterging, liest du hier.
Im Sommer 2021 hatte ich beschlossen, mich selbstständig zu machen. Mir war klar, dass ich für meinen Schritt in die Selbstständigkeit eine Website bräuchte. Ich wusste bloß überhaupt nicht, was ich wollte, wie die Gestaltung meiner Seite sein sollte und hatte keine Idee, wie ich meine Leser*innen ansprechen sollte.
Wieso mir das Bloggen bei all diesen Entscheidungen weiterhalf, liest du hier.
Vielen Dank fürs Lesen! Schau doch gerne in einem Monat wieder vorbei. Dann kannst du dich (hoffentlich) für meinen dann aktiv betriebenen Newsletter eintragen.
Liebe Ilka,
das war ja wirklich ein alles andere als leichter Februar für dich. Dass dir das Verkaufen der Elternwohnung schwer gefallen ist, kann ich sehr gut verstehen. Und das schlechte Gewissen, wenn Termine krankheitsbedingt abgesagt werden müssen, hat sich bei mir ebenfalls durch den Februar gezogen.
Ich finde deine Online-Pläne super und wünsche dir viel Erfolg ohne Hamsterrad beim Umsetzen.
Liebe Grüße
Wiebke
Liebe Ilka, du bist nicht die einzige, die ein schlechtes Gewissen hat, wenn sie Lernstunden absagt. Aber das brauchen wir gar nicht, die Kinder kommen auch einmal 1 oder 2 Wochen ohne uns klar. Üben wir in nächster Zeit gemeinsam, dass wir auch Stunden absagen dürfen.
Ich wünsche dir einen ruhigeren März, damit du deine Batterien wieder aufladen kannst!
Lg, Birgit