
Wer möchte nicht, dass sein Kind gerne Texte schreibt, die gut verständlich und möglichst fehlerfrei sind? Wenn allerdings der Fokus zu sehr auf die Ausdrucksweise, korrekte Grammatik und Rechtschreibung gelegt wird, kann es passieren, dass die Schreibmotivation des Kindes immer mehr abnimmt. Das Ergebnis: Das Kind hat gar keine Lust mehr, sich schriftlich auszudrücken. Ein gutes Gegenrezept hierfür ist der Umgang mit der Schriftsprache auf spielerische und entspannte Weise.
In diesem Text stelle ich dir einige motivierende Schreibaktivitäten vor, bei der der Spaß im Vordergrund steht. Teilweise handelt es sich dabei um Gemeinschaftsaktionen, manche der Vorschläge kann dein Kind aber auch gut alleine umsetzen.
1. Lange-Wörter-Wettbewerb am Strand
Kennst du das auch, dass dein Kind gerne draußen seinen Namen in Erde ritzt, in Sand malt oder im Winter in den Schnee schreibt? Das macht Spaß, aber warum nicht mal neue Wörter ausprobieren? Im Urlaub kann es sehr witzig sein, wenn die ganze Familie am Strand um die Wette möglichst lange Wörter in den Sand schreibt. Besonders im Ausland kann das für erstaunte Blicke nicht-deutschsprachiger Strandbesucher sorgen, die sich über die super-duper-ultralangen deutschen Strandwörter wundern.



2. Wörter mit Fundstücken aus der Natur legen
Wörter oder ganze Sätze kann man draußen in der Natur nicht nur in den Untergrund ritzen. Genauso gut ist es möglich, verschiedene Fundstücke zu verwenden, um damit einzelne Wörter oder komplette Sätze zu legen.
Wenn ihr Lust habt, könnt ihr das Schreiben mit Fundstücken aus der Natur mit einer Art Schnitzeljagd kombinieren. Dazu teilt ihr euch in zwei Grüppchen auf. Die eine Gruppe legt Buchstaben- oder Wortspuren und die andere Gruppe folgt den Schriftspuren nach einer Zeit, die sie im Idealfall zu einem „Schatz“ oder zu der anderen Gruppe führen.

3. Schreibspiel: Onkel Otto sitzt lachend in der Badewanne
Kennst du aus deiner Kindheit noch das Spiel „Onkel Otto sitzt lachend in der Badewanne“? Ich habe es damals sehr gerne gespielt und auch als Erwachsene habe ich mich mit meinen eigenen Kindern oder mit Schüler*innen dabei amüsiert.
Was mir besonders gut gefällt: Das Spiel dauert nicht lange, macht gute Laune und es lässt sich fast überall spielen. Ihr braucht als Material nur ein DIN-A4-Blatt pro Mitspieler*in und für jede*n einen Stift.
Bevor das eigentliche Spiel beginnt, legt jede*r sein Blatt vor sich, faltet es in vier Spalten und beschriftet die Spalten mit dem Mustersatz. In Spalte 1 schreibt ihr „Onkel Otto“, Spalte 2: „sitzt“, Spalte 3: „lachend“, Spalte 4: „in der Badewanne“. Um deutlicher zu machen, was in die einzelnen Spalten geschrieben werden soll, könnt ihr Fragewörter zu den Spalten schreiben: 1. wer?, 2. was?, 3. wie?, 4 wo?.


Jetzt kann das eigentliche Spiel beginnen. Die erste Spalte wird passend ausgefüllt, umgeknickt, so dass niemand das Aufgeschriebene lesen kann und an die Person rechts weitergereicht. Nun wird die zweite Spalte von allen Mitspielenden ausgefüllt, umgeknickt und weitergereicht.


So wird das Spiel fortgesetzt, bis alle Spalten beschriftet sind. Dann kommt der große Augenblick: Jede*r faltet ein Blatt auseinander und liest laut vor. Vorsicht: Schieflach-Gefahr!


Manchmal ufert das Spiel etwas aus, weil alle Wörter verwendet werden, die sonst tabu sind oder ausschließlich über eine Person Sätze gebildet werden. Wenn ihr das vermeiden möchtet, könnt ihr vor dem Spielen festlegen, dass alle Begriffe rund um das große Thema „Verdauung und Ausscheidung“ nicht verwendet werden und jede Person nur einmal pro Spieldurchlauf genannt werden darf.
4. Schreibspiel: Du ein Wort, ich ein Wort
Ein anderes Spiel, das du gemeinsam mit deinem Kind machen kannst, ist das abwechselnde Schreiben. Dabei schreibt ihr gemeinsam einen Text. Ihr könnt vor Beginn ausmachen, ob ihr nach einem Wort oder einem Satz das Blatt mit dem Text an die andere Person weitergebt. Oft kommen bei diesem Spiel ganz witzige Texte heraus. Gerade, wenn ihr nach jedem Wort wechselt, trainiert dein Kind ganz automatisch Grammatik und Satzbau, ohne es zu merken. Wie sieht es nun aus, wenn dein Kind Fehler macht? Korrigieren oder besser nicht? Mein Vorschlag: Lass dein Kind die Wörter und Grammatikkonstruktionen selber korrigieren, die es schon kennt. Wenn dein Kind sehr viele Fehler macht, dann konzentriere dich bei den Verbesserungen lieber auf einen Bereich, z.B. die Doppelkonsonanten, damit aus dem Spiel nicht eine langweilige und unangenehme Rechtschreib- oder Grammatikwiederholung wird.
5. Postkarten oder Briefe schreiben
Heutzutage werden nur noch wenige klassische Briefe per Hand geschrieben, Postkartengrüße gibt es vielleicht mal aus dem Urlaub. Aber warum nicht einfach mal an Freunde oder Familienmitglieder einen kleinen Kartengruß im Alltag schreiben? Gerade Großeltern freuen sich oft sehr über schriftliche Grüße der Enkelkinder und antworten sicherlich gerne mit einem Brief.



6. Ein (Ferien-)Tagebuch führen
In seinem Ferientagebuch kann dein Kind besondere Erlebnisse aus den Ferien notieren. Ich finde es als Elternteil interessant, was Kinder als erwähnenswert finden. Oft schreiben sie lieber über kleinere Erlebnisse als über spannende Ausflüge. Aber warum auch nicht? Ich finde es sinnvoll, hier den Kindern freie Wahl zu lassen und nicht vorzugeben, worüber sie schreiben möchten. Vielleicht ist für dein Kind der Krebs, den es am Strand beobachtet hat, interessanter als die Burgbesichtigung mit der ganzen Familie.
Natürlich gibt es noch viele weitere Möglichkeiten, die Schreibfreude seines Kindes zu wecken oder wach zu halten. Hast du noch weitere Ideen dazu? Dann schreibe sie gerne in die Kommentare!